OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 3

Die Chorfrauen-Klöster am unteren Inn Von Hans Rödhammer Bereits im 11. Jahrhundert gab es gottgeweihte Jungfrauen, die nach kano nischen Grundsätzen lebten und „Kanonissen" genannt wurden. Die Bezeich nung „Chorfrauen' galt für diejenigen Kanonissen, die betont die AugustinusRegel annahmen und auch „Augustine rinnen" bezeichnet wurden, richtig aber „Regulierte Chorfrauen des hl. Augusti nus" (Canonissae S. Augustini) waren^. Von der Einrichtung der früheren Chorfrauen ist nur wenig bekannt. Chor frauen-Klöster bildeten sich oft durch Neugründungen, zuerst meist als Schwe sternabteilungen neben den Chorherren, die von diesen auch erhalten wurden^. Waren die Chorfrauen zuerst in Neben klöstern untergebracht, so bekamen sie mit der Zeit eigene Klöster. Bei direkten Neugründungen mit vielfach geistlicher Führung durch Augustiner-Chorherren gerieten sie in engere Beziehungen zu Chorherrenstiften^. Dadurch entstanden die Doppelklöster, eine typische Erschei nung des 12. Jahrhunderts. Da nicht alle Frauen, die Neigung zum Ordensleben hatten, in die bestehenden Klöster aufge nommen werden konnten, suchten diese Anschluß an einen Männerkonvent, meist der Chorherren, weil deren Stifte darauf angelegt waren, möglichst alle Menschengruppen anzusprechen"^. So entstanden in unmittelbarer Nähe der Chorherrenstifte Ranshofen, Reichers berg und Suben ebenfalls Niederlassun gen von Frauen. Die Frauen hatten anfangs meist den Status von Laienschwestern, die sich aber später in Chorfrauen und Laien schwestern gliederten^. Die Chorfrauen wurden in Urkunden „dominae" und die Laienschwestern „conversae sorores" ge nannte Die Chorfrauen standen unter der Leitung einer Meisterin, Magistra ge nannt. Erst später wurde auch eine „Praeposita" (Pröpstin) erwähnt. Der Oberin stand eine Dechantin zur Seite^ Die Vor steherin konnte auch Subpriorin und Priorin heißen®. Die Chorfrauen lebten nach densel ben Vorschriften wie die Chorherren. Sie waren dem Propst und dem Stifts- ^ Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Bd., Frei burg LB., 1958, Spalte 1081. - Alfons Zäk: österreichisches Klosterbuch, Wien 1911, S. 267. ^ Gregor Schauher: Die Augustiner-Chorfrauen. In: 900 Jahre Stift Reichersberg, (Ausstellungskata log), Linz 1984, S. 121-122. ' Schauher, S. 122. ' Schauher, S. 122. ' 39. Bericht des Museums Francisco Carolinum, Linz 1881, S. 60. ^ Zäk, S. 267. ^ Schauher, S. 123. 145

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2