OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 3

mit seinem Bajonett in seiner Muttersprache die Worte „Tod den Verursachern des Krieges" eingeritzt - ein Schrei, der nachdenklich macht. Beim Stromkilometer 64/65 bei Obermühl a. d. Donau befindet sich das „Heilige Mal", ein Felsblock, in den vor beiziehende Donauschiffer den Namen ihres Herkunftslandes einritzen oder mit Farbe aufschreiben. Die sicherlich eigenartigste Inschrift aber befindet sich im Deckenstuck der Schlierbacher Stiftsbibliothek. Genau dorthin hatter der Baumei ster J. M. Prunner einstmals - anno 1712 - seine Rechnung fachmännisch-künstle risch eintragen lassen. Sie betrug 20.032 Florin (Gulden). Rätselhafte Inschriften sind u. a. an einem Mühlviertler Breitpfeiler ebenso zu entdecken wie am Mantelsaum eines Schreinwächters am Kefermarkter Flügelaltar. Auf der Suche nach ungewöhnlichen Zeichen und Zeugen aus der Vergan genheit fallen die einzelnen Hochwassermarken ebenso auf (Seeschloß Ort, Ottens heim, Kasten bei Weyer an der Enns) wie die in Hausmauern alter Marktplätze einge lassenen Längenmaße, welche Tuch- und Leinenhändler zu beachten hatten: Klafterund Ellenmaße aus Eisen angefertigt sind an der Weyrer Marktkirche oder am Alten Rathaus in Gmunden zu sehen. Der „Welser Metzen", ein Hohlmaß, wurde nunmehr als Wandschmuck an der Ecke Bäckergasse und Stadtplatz in Wels angebracht. Wir übergehen das Kapitel „Arbeitswelt", in dem auf die bekannten alten Hammer- und Waffenschmieden, auf Nageltische der Linzer Bürger, auf die Sammel büchse der einstigen Donauschiffer im Struden (St. Nikola), auf Pechölsteine® und schließlich auf den simplen „Hapstecken", einer Obermühlviertler Flurgemeinschaft, hinzuweisen wäre, und machen eher auf ein paar Stätten und Relikte aufmerksam, die im Zusammenhang mit der alten Gerichtsbarkeit standen und daran erinnern sollen. Es sind die sogenannten Freyungen, Eiserne Hand, Pranger, einstige Kopfstätten (Obernberg, Friedburg), es ist das Weitersfeldener Hochgericht und es sind die Gal genberge, unter denen das Galgenkreuz aus 1668 in St. Oswald bei Haslach zu erwähnen ist. Der Text auf der ihm beigestellten Tafel kann für alle übrigen im Lande gültig betrachtet werden. So liest man dort: Hier am Galgenberg war die Richtstätte der Gerichtsbarkeit Lichtenau; hier wurden Verbrecher, Ketzer und Hexen hingerichtet, meist unschuldig, und hier begraben. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe! Eine ansehnliche Reihe von Beobachtungen lassen sich zum Thema Säulen,Statuen und Kreuze machen. Darunter sind Pestsäulen, Wetterkreuze, Marterln (z. B. das Wolfsmarterl bei Diersbach oder das sogenannte Schwärzerkreuz bei Inzell) zu verstehen. Eine Seltenheit - sicherlich für ganz Österreich - ist das Sän gerbunddenkmal in Haslach; sehenswert sind auch die Reste einst wesentlich reich licher bevölkerter Zwergerlgärten, wie man sie in den Stiftsgärten zu Lambach und Gleink, aber auch im Schloßpark in Puchberg und in dem zu Helfenberg immer noch bewundern kann. ® Ernst Pietz: Von alten Kultmalen in Ob er Österreich. 1974. Ders.: Die Pechölsteine im oberösterreichischen Mühlviertel. In: OÖ. Hbl. 1971. Heft 1/2. Johann Bauer - Karl Holzmann: Die Pechölsteine im Bereich der Marktgemeinde Königswiesen. In: OÖ. Hbl. 1985. Heft 2. 189

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