OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 3

stammende Hauptgrenzstein, das „Kriegsgatter" zu sehen, der die kaum deutbaren Buchstaben AG, DK, ID trägt. Wesentlich jüngeren Datums ist der von der Gemeinde Gaflenz nach dem Jahr 1955 errichtete Grenzgedenkstein an der Straße WeyerGaflenz (Kreuzung nach Maria Neustift). Er erinnert an die hier zwischen 1945 und 1955 verlaufende Demarkationslinie zwischen amerikanisch und russisch besetztem Gebiet. Die schwere Zeit ging vorüber, als Mahnung steht der Stein. Dahier zehn Jahre ging der Schlaghaum nieder und zeigte echte Fremdwillkür. A. K. Weniger bekannt sind die Überbleibsel von Straßenrandsteinen an einer Zufahrtsstraße nach Allersdorf. Ihre Bedeutung mag darin gesehen werden, daß sie der einstige Gemeindearzt von St. Martin i. M., Eduard Haas, an der von ihm erbau ten Straße setzen ließ. Haas war jener Mann, der das Backpulver erfunden hatte und damit den Grundstock zu der heute international bekannten Firma legte. Eine recht freundliche, patriotische Regung hatte nach dem Jahr 1809 ein Schwanenstädter Bürger, der an der Ausfallstraße seines Heimatortes aus Freude über den Abzug der damaligen französischen Besatzung seinen Gartenzaun in der Form napoleonischer Soldatenfiguren zimmerte. Gut erhalten und frisch gestrichen ist dieser „Franzosenzaun" heute noch in der Gmundner Straße zu bewundern. Aus insgesamt 302 Gewehrläufen, die 1809 die napoleonischen Soldaten Hals über Kopf in Lambach zurückgelassen hatten, ist ein Gartenzaun hergestellt worden, der am Beginn des Fußweges in der Lambacher Badgasse, links neben dem Rathaus der Marktgemeinde, den kleinen Garten abgrenzt. Dank ihrer baulichen Anlage bieten Häuser und Höfe mancherlei Beson derheiten. Ein „Goldenes Dachl" gibt es auch in Bad Leonfelden. Die bescheidenen Reste einer sogenannten Jahresstiege, denn sie bestand aus genau 365 Stufen, sind noch im Garten eines Hauses in Gramastetten zu entdecken. Diese Spielerei hatte sich der damalige Wundarzt Peither am Kirchenhang zur Rodl hinab anlegen lassen. Ein als „Jahreshof" zu bezeichnender Vierkanter liegt direkt am Bruckner-Wander weg nächst der Ortschaft ölkam bei St. Florian. Für den Bauherrn muß der Kalender Vorbild seines Gehöftes gewesen sein. So ließ er 12 Einfahrtstore, 52 Türen und akku rat 365 Fenster einplanen, wodurch die sinnbildlliche Einbindung seines Anwesens in den Gang der Natur unverkennbar deutlich gemacht werden sollte. Ob nun beim Bau des Petrinums in Linz-Urfahr eine bestimmte Absicht vorlag, ist im nachhinein nicht gut herauszufinden, doch einem gewissenhaften Beobachter fällt auf, daß diesem Komplex genau 1.000 Fenster zugedacht worden waren. Doch um einer drohenden Fenstersteuer zu entkommen, ließ man eines der Fenster wieder zumauern. Ergo: 1.000 minus 1! Auch die da und dort im Lande aufzuspürenden Inschriften lassen so manches Vorkommnis, manche kuriose Idee ihrer Verfasser vermuten. So eine Besonderheit ist auch der zwischen den Orten Klaffer und Schwarzenberg in einem Wald bei Schönberg liegende „Russenstein". Ein Besatzungssoldat hatte nach 1945 188

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