„Türkenkopf" am Hengstpaß und ebenso nicht die „Blutschüsseln" (Kopfwehstein) in Staubgassen^. Bekannter als diese ist immerhin die „Bucklwehlucke" in St. Thomas am Blasenstein und wahrscheinlich auch der phallisch geratene Kerzenstein im Pesenbachtal, die zu den Kuriositäten hierzulande unbedingt zu rechnen sind. Bemerkenswerte Dinge sind allerdings nicht nur dem durch Naturkräfte her beigeführten Zerfall zu danken, worunter man eventuell noch die Gestalt des „luftgeselchten Pfarrers" oder Hansels, gemeint ist der mumifizierte Leichnam des 1746 verstorbenen Pfarrvikars Franz Syder in St. Thomas am Blasenstein, verstehen könnte. Hierher zu stellen sind auch die Hebestatue des hl. Sebaldus am Heiligenstein bei Gaflenz und die Gestalt des hl. Schickanus (St. Ivo) auf dem Weg zur Wallfahrts kirche Maria Trost bei Rohrbach. Unter „herausragende" Personen ist zweifellos der „Riese von Lengau" (Franz Winkelmeier, 1860-1887) oder Dietmar der Anhänger auf dem Rieder Stadtplatz zu nennen. Vor allem jedoch muß als Einmaligkeit über den 1567 gestorbenen Braunauer Ratsherrn Hans Staininger berichtet werden, der auf einem Epitaph an der Außenmauer der dortigen Pfarrkirche zu erblicken ist. Im Volke ist dieser Mann eher als der „Staininger mit dem Bart" geläufig. Dieser reichte ihm, in zwei Zöpfen geflochten, bis zur Fußspitze hinab. Die Bartlänge soll dreiundeinhalb Ellen betragen haben. Gedachte der auch als Stadthauptmann wirkende Mann aus zugehen,mußte er seinen Haarschmuckzunächstdreimalum seine Beine wickeln, wollte er nicht darüber stolpern oder stürzen. Als er dies einmal wegen eines in der Nacht ausgebrochenen Brandes vergaß, stürzte er über die Treppe. An den Folgen dieses Unfalles ist Staininger kurze Zeit später gestorben. Im Lande Oberösterreich kann man auch mit einer Reihe besonderer Glokken aufwarten, mit Glocken, die ihrer Bestimmung nach unter den Begriff Kuriosität getrost gestellt werden dürfen. Da ist die in Oberösterreich älteste Glocke auf dem voreinst römischen Wachtturm in Aurachkirchen zu nennen, in deren Glocken mantel der Text eines Weihnachtstropus (Form eines älteren Kirchengesanges) spie gelverkehrt eingeschrieben ist. Im Türmchen der Eferdinger Spitalskirche hängen wiederum die sogenannten Diebsglocken, welche angeblich nur für Unehrliche oder Gestrauchelte geläutet werden durften, nicht aber für ehrsame Bürger. Im Gegensatz dazu diente die Ehaftglocke im Sarleinsbacher Rathausturm lediglich zum Einläuten beim feierlichen Kirchgang der ehrsamen Marktbürger, der Marktkommune, am jährlich nur einmal begangenen Ehafttag (ein Mittwoch im Monat Februar). BCirchlichen Feiern der Jägerschaft ist das Hubertiglöckerl in der Jägerbildkapelle in Viechtenstein-Haugstein vorbehalten. Mindestens fünf „Wunschglocken" sind ob der Enns festzustellen. Das kurio seste Glöckerl aber dürfte doch wohl die Holzglocke im Eisgraben bei Ebensee sein. Sie hängt im schlichten Türmchen der Hütte eines Einsiedlers, des „Katzen-Woferls", der in so bitterer Armut gehaust und gedarbt haben soll, daß er sich die für seine ' Alois TopHz: Schalensteine und Klima. In; Oö. Hbl. 1977. Heft 1/2. Wladimir Obergoltsberger: Das Warzengrübel. In: Oö. Hbl. 1971. Heft 1/2. Ders.: Die beiden Wolfgangheiligtümer in der Gemeinde Eidenberg. In: Oö. Hbl. 1970. Heft 3/4. 186
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