Angesichts ihrer Verschiedenartigkeit schien es noch am günstigsten zu sein, ihre Reihung abc-lich vorzunehmen. Somit ergeben sich für diese, als eine Art nieder geschriebener Plauderei aufzufassende, heimatkundliche Umschau an die zwanzig Themengruppen, in denen freilich nicht immer alle, sondern nur hervorstechende Beispiele erwähnt werden können: Bäume, Brunnen und Quellen, Bilder und Zeichen, Felsen und Steine, Gestal ten, Glocken, Gräber, Grenzen und Zäune, Häuser und Höfe, Inschriften und Aufschriften, Maße und Messungen, Recht und Urteil, Säulen-Statuen-Kreuze, Spieler und Spielereien, Tiere, Türme und Uhren, Wirte und Wirtshäuser als auch Zufluchtsstätten. Eine beträchtliche Anzahl bemerkenswerter Bäume, bemerkenswert ihres Alters, ihrer geschichtlichen oder kultischen Bedeutung wegen, sind da anzuführen. Beim Braunsbergerhof in Antiesenhofen erhebt sich eine „tausendjährige'' Winterlinde, ebenso auch im gleichfalls innviertlerischen Polling. Ein „tausendjähri ger Baum" steht auch in St. Georgen im Attergau. Derart attraktive Altersangaben sollten allerdings nicht allzu wörtlichgenommenwerden,wie naturkundlicheUnter suchungen in einigen Fällen (Schloßlinde in Klam^) gezeigt haben, obgleich dank der eindrucksvollen Mächtigkeit und dem damit verbundenen hohen Alter solcher Exemplare nicht gezweifelt werden kann. So wird die Hoflinde zu Tannberg bei Hörbich, oberes Mühlviertel, für 1550 nachgewiesen. Der Lindenbaum in der Ruine Schaunberg soll aus 1402 stammen und unter König Wenzel als Gerichtslinde gedient haben. Gegenwärtig ist lediglich ein Rest jenes bedeutungsvollen Baumes, auf den eine erklärende Inschrift hinweist, vor handen. Verschwunden ist die Stefan-Fadinger-Linde in Parz, die Fadingers Schwe ster 1626 zusammen mit einem zweiten Baum gepflanzt haben soll; verschwunden ist die originale Frankenburger Linde auf dem Haushamerfeld, die jedoch später durch einen anderen Baum ersetzt worden ist. Ersetzt wurde ebenso die „Linde im weißen Schacher" (Weilhartinger Forst), an der Meier Helmbrecht gehenkt worden sein soll. Schließlich war auch der „Baum mitten in der Welt" auf dem Gusterberg bei Krems münster durch einen Nachfolger zu ersetzen. Der ursprüngliche Baum mußte 1916 gefällt werden. Von seinem Standort aus waren 1820 die Vermessungen der beiden Kronländer Oberösterreich und Salzburg nach dem damals neuartigen, aber heute noch im Prinzip beibehaltenen Koordinatensystem vorgenommen worden^. Eine Rarität unter den oberösterreichischen Baumoriginalen mußte vor kur zem leider gefällt werden: die „Holzmuada" im Sagedtholz des Hörzinger Waldes. Sie galt als der älteste Baum des Innviertels und wurde von den Leuten als der Urbaum, „Mutter des Waldes" angesehen. Dieses geglaubte Ahnwesen genoß den Schutz, nicht (ohne notwendigen Grund) von Menschenhand gefällt zu werden. Auf Brunnen und Quellen, denen vornehmlich im Volksglauben eine besondere Bedeutung zugemessen wird, kann wegen des überaus häufigen Vorkom- ^ Alois Topitz: Zum Alter der tausendjährigen Eiche von Klam. In; Oö. Hbl. 1975. Heft 1/2. ^ Franz Dickinger: Der Baum mitten in der Welt. In; Oö. Hbl. 1983. Heft 1. 184
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