Geld ausgeben habt bei meiner Azentirung^, und habs dem Schicksal überlasen jetz kam ich doch dazu und keine solche Anstellung hüte ich sonst nicht bekommen. Einen schönen Gruß an Altern und Geschwistert. Theuerste Altern mir komts schwer an wenn ich euch um Geld muß schreiben wenns seyn kann und könt mihr a bar Gulden schicken so bitte ich euch weil ich nicht weis wis mihr auf diesem Marsch geth und wo wir hin kommen, kompts euch aber schwär an so wir ich auch schon fort komen, wenn ich in Wien geblieben wer so hätt ich keins braucht. Nun schließe ich mein schreiben und ferbleib eier gehorsamster Sohn Franz Winklehner Prifat Diener 2tes K. K. Feld Atilliri Regiment 17te Kompagnie Wien, am 11. August 1848 Vielgeliebte Eltern! Ich mach Euch zu wissen, daß ich noch in Wien bin. Die 17. Kompanie ist am 1. August nach Italien marschiert. Mein Herr ist beim Reserve-Bataillon zurückgeblieben, er hat den Oberst ersucht, daß ich bei ihm bleiben kann... In Wien ist es noch immer unruhig, es wurde hier auch ein neuer Glauben angefangen. Der Geistliche, welcher ihn angefangen hatte, hat schon 18 Jahre daran studiert. Er hat am 20. in der Universität gepredigt. 600 Menschen waren dort beisammen, sie wurden aber wieder verjagt. Sie wollen haben, daß die Geistlichen heiraten, die heilige Messe in deutscher Sprach, keine Geheim beicht und noch verschiedene Stücke. Die Studenten tragen noch immer Waffen, sie haben auch eine Musikbanda und rücken zu jeder Parade aus. Es ist die Rede, daß sie die Waffen ablegen müssen, aber da wird es wieder was abgeben, denn sie wollen dies nicht. Am 21. ging es schrecklich zu mit den Arbeitsleuten; dabei wurden viele blessiert und viele sind auch tot. Diese Leute wurden von den Stu denten aufgehetzt. Am 22. war wieder das nämliche Spektakel. Da haben sie von der Sicherheits wache einen aufhängen wollen, weil am 21. die Sicherheit-Cavallerie viele niedergemacht hat. Der 23. August brach an, das Volk freute sich, daß doch wieder ein ruhiger Tag ist. Aber dies dauerte nicht lange. Seit dem 13. März war dies der schauerlichste Tag. Es war halb 12 Uhr mittags, da wurde schon wieder an allen Orten und Ecken Lärm geschlagen. Die Arbeitsleute waren verbittert und schrien: „Es ist uns alles gleich, und wenn uns das Gedärm heraushängt, es muß Bürgerblut flie ßen!" Am ärgsten waren die Weiber. Schauerlich, wie es da zugegangen ist. Von der Stadt durch die Leopoldstadt bis in den Prater waren die Straßen voller Toter und Blessierter. Das war ein Schie ßen, Schlagen, Stechen und Hauen; alles war durcheinander, Arbeitsleut und Nationalgarde und Sicherheitswache. Die Arbeitsleute, im Blut wälzend, schimpften und fluchten noch. In derLeopold- ' Assentierung = Musterung 172
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