OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 3

]Nien wurde es uns schon gesagt, der zum Oberleutnant Schöllinger kommt, macht sein Glück, denn er ist ein Offizier, den jeder in Ehren hat. Wie freute ich mich, als ich hörte, daß ich zu ihm kam. Oh, liebste Eltern, betrübt Euch nicht wegen mir. Ich bitte Gott täglich, daß es Euch gutgeht. Ich vergesse Euch gewiß nicht und hoffe, Ihr werdet mich auch gewiß nicht vergessen. Obwohl uns jetzt Berge und Täler scheiden und wir mündlich nicht sprechen können, so können wir doch schriftlich unser Anlie gen übersenden. Es wird auch bald die Zeit kommen, wenn uns der liebe Gott das Leben schenkt, daß wir auch einander mit den Augen sehen können. Freilich wäre es viel besser, wenn ich zu Hause sein könnte. Allein, weil es der liebe Gott so gemacht hat, werdet Ihr auch die paar Jahre fortkommen, denn ich weiß, daß Arbeit genug wäre. Oh, liebste Mutter, ich dachte sehr oft an Dich, weil Du Dich so viel um uns kümmerst, als ob wir Deine eigenen Kinder wären. Wie oft weintest Du nicht wegen mir? Oh, wie würde es Dich bedauern, wenn ich schreiben müßte, daß es mir schlechtging. Liebste Mutter, betrübe Dich nicht wegen mir, denn es geht mir gut. Liebste Eltern, betrübt Euch nicht mehr, es wird sich schon alles ausgehen. Ihr batet mich bei meiner Abreise nur um eine gute Aufführung. Sorgt Euch nur nicht darum, ich glaube, es wird mir in meiner Heimat niemand etwas nachsagen können, daß ich Schlechtigkeiten gestiftet habe. Ich habe einen christlichen Herrn und muß jeden Sonntag in die Kirche gehen. Er sagte auch oft zu mir, ich kann hingehen wo ich will, aber ich soll mich nur brav aufführen. Wir werden uns dann sehr gut vertragen, ausgehen mag ich jederzeit. Das schlechteste ist, daß ich keinen Kameraden habe. Kanoniere sind in Österreich wenig. Es liegt auch hier das Regiment von Prinz Wassa, welches lauter Ungarn sind. Meine Unterhaltung ist meistens im Zimmer, denn da haben wir die schönsten Landkarten aufgehängt. Mein Herr hat allerhand Bücher zum Lesen. Da heizen wir uns ein und sitzen alle zwei beim Ofen. Im Frühjahr, sagte er, gehen wir zum Fischefangen. Auch war ich seit meiner Abreise keine Minute marod, sondern immer gesund. Schnee haben wir nicht viel, dafür aber genug Kälte. Kaiser Ebersdorf 20. März 1848 Theuerste Altern Ich hoffe, das euch mein schreiben in bester Gesundheit antrefe. Ich muß euch doch in kürze einige Zeilen schreiben von der Refruzion^ welche in Wien verfloßene Wochengeweßt ist, müßte ich ein Buch schreiben. Den Anfang machten die Studenten am ISten März um 10 Uhr Vormittag, sie kamen von Ungarn und Böhmen auf Dampfschif, sie trugen Waffen wies Millitär. In der Herrn Gaße haben sie sich gesamelt und angefangen. Und es kam soviel Zivillvolk zusam das man vom Millitär nichts mehr sah, Häusern wurden die Fenster zerschlagen, und als wurde ruiniert, mit Steiner wurde geworfen auf Soldaten, und ein Geschrei was welches 3 Tag und Nächt dauerte bis endlich Ruhiger wurd. Am 13ten um 2 Uhr Nachmittag kam schon der Befehl nach Kaiser Ebers dorf und in einer halben Stund war als Millitär aus der Kasärn und nach Wien wo aber bey der ^ Revolution 170

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