Soldatenbriefe (1846-1848) Ein Beitrag zum Revolutionsjahr 1848 in Wien aus der Sicht eines Mühlviertler Bauemsohnes Von Johann Pammer Es gibt über Personen niedrigeren Standes sehr selten Aufzeichnungen per sönlicher Natur, daher ist es sicherlich ein Glücksfall, daß sich am Lehnerhof in Schild Nr. 2, Pfarre und Gemeinde Schenkenfelden, Briefe aus der Militär zeit von Franz Winklehner, geboren am 10. Februar 1823, Sohn der Eheleute Ma thias und Anna Maria Winklehner, ge borene Schaumberger, erhalten haben, die beim Ausräumen eines alten Kastens wiederentdeckt wurden. So berichten die Briefe dieses einfa chen Bauernburschen, der bis zur Einrükkung am elterlichen Hof gelebt und gear beitet hat, aus seiner achtjährigen Dienst zeit bei der Armee in den Jahren 1846 bis 1854 von Not, Elend, aber auch von freu digen Ereignissen. Er beschreibt die Auf stände in Wien und Ungarn und auch von seinem Leben als Offiziersdiener in Prag. Da es Briefe an Eltern und Geschwi ster sind, werden die persönlichen Ge fühle oft über Absätze hin überschweng lich ausgedrückt. Briefe gehören unter die wichtigsten Denkmäler, die der einzelne Mensch hinterlassen kann. Goethe Im folgenden wird ein Teil seines um fangreichen Briefwechsels mit der Fami lie wiedergegeben, und zwar jene Schrei ben, die sich um das Revolutionsjahr 1848 in Wien ranken. Der besseren Les barkeit wegen sind die Briefe 1,4 und 5 in neuzeitlicher Schreibweise verfaßt. Winklehner kehrte im Jänner oder Fe bruar 1854 nach dem Tod seines Bruders auf den elterlichen Hof zurück. Am 12. April 1854 verstarb er an „Entzün dung des Herzens''L Anschließend an eine kleine Chronik vom Ungarnaufstand, die er kurz vor dem Tode niederschrieb, wurde auf der letzten Seite folgendes Gedicht nach sei nem Tod vom Pfarrherrn von Schenken felden verfaßt: Schlummre sanft vom Schlachtgetümel Müde, im Land des Friedens finden wir dich wieder! Gott schenke dir die ewige Ruh! Engel bringen dir die ewig grünen Lorhern zu! ^ Totenbuch: Pfarre Schenkenfelden 168
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