ein langer Weg, den wir im Beitrag von Ursula Floßmann über „Das Frauenwahlrecht in Ober österreich vor 1918" mitverfolgen können. Eigentümlich mutet uns heute an, daß bis 1868 in weiten Teilen der Monarchie für die „be sitzlosen Klassen" das Erfordernis des sogenann ten politischen Ehekonsens durch die „politische Obrigkeit" bestand. Bei den Beratungen des Land tages in Oberösterreich im Jahre 1863 ging es zwar vordergründig um die Frage, ob die Erteilung des Ehekonsens in den natürlichen (= eigenen) oder in den übertragenen Wirkungsbereich der Gemeinde gehöre, im wesentlichen zeigte sich aber der Wunsch nach Beibehaltung dieser „Ehebewilli gung". Das hing mit den Lasten der Armenfürsor ge der Gemeinden zusammen. (Siehe hiezu den Beitrag von Berthold Sutter, Die Debatte über die Aufhebung des politischen Ehekonsens im enge ren Reichsrat 1863.) Den Heimatforscher wird die Studie von Paul W. Roth über die „St.-Mauritius-Patrozinien in Österreich und Südtirol" ansprechen. Für Ober österreich führt der Autor die Pfarrkirche Nußdorf am Attersee und die Pfarrkirche Aurolzmünster an; für die letztere weist er als Quelle Johann Ev. Lamprecht und Franz Lang mit ihrer Unter suchung über Aurolzmünster, Peterskirchen und Eitzing aus dem Jahre 1906 aus, die hiemit neuer lich wissenschaftlichen Stellenwert erhält. Wenngleich ohne Bezug auf Oberösterreich, sind folgende Themen noch nennenswert: Gernot D. Hasiba, Die Kommission zur Förde rung der Verwaltungsreform (1911-1914); Her bert Hofmeister, Das Baurechtsgesetz 1912 aus rechtsgeschichtlicher und aktueller Sicht; Rudolf Hoke, Strafrechtspflege und Terrorismus im alten Österreich. Alles in allem: Anregende Beiträge, die den Gemeinplatz widerlegen, daß Festschriften in der Regel „fad" sind. Josef Demmelbauer Heiimch Drimmel: Franz Joseph. Biographie einer Epoche. Wien - München: Amulthea-Verlag 1983. 2. Auflage 1987. 629 Seiten. S 298,-. ISBN 3-85002-173-4. Dem Autor mehrerer Bücher über die neuere Geschichte Österreichs ist es gelungen, in einem Band die vielleicht markanteste Epoche dieses Zeitraumes, die Francisco-Josephinische Ära, pla stisch erstehen zu lassen. Drimmel gibt seinem Werk zu Recht den Untertitel „Biographie einer Epoche", weil es in einer Fülle von Namen und Fak ten diese Zeit mit all ihren Facetten widerspiegelt, aber immer mit dem Blick auf die zentrale Figur Franz Joseph. Im Gegensatz zu vielen Veröffent lichungen, welche Franz Joseph mehr oder weniger glorifizieren oder verdammen, versucht der Autor ein Charakterbild zu zeichnen, das, eingebettet in das Umfeld, zwischen Tratsch und Mythos dem Regenten und auch dem Menschen Franz Joseph gerecht wird. Auf sämtliche Hinweise über das Wesen des Kaisers einzugehen verbietet der Rahmen einer Re zension. Insbesondere wird verdeutlicht, daß Franz Joseph durchaus normal war und über eine eiserne Konstitution sowie ein hohes Maß an Selbstbeherrschung verfügte. Er ließ nie einen Zweifel daran, daß er sich als Chef des Hauses ver stand - auch seiner Mutter gegenüber - und besaß neben integrer Denkungsart ein ausgeprägtes Pflichtbewußtsein und ein feines Taktgefühl, das anderen Monarchen dieser Zeit weitgehend fehlte. Als dürrer und gefühlsarmer Bürokrat abgestem pelt, hat er gegenüber den Mitgliedern seines Hau ses auch Menschlichkeit gezeigt, wenn er nicht im Interesse der Dynastie oder des Reiches der An sicht war, seine Zustimmung versagen zu müssen. Die Eskapaden seiner extravaganten Gemahlin nahm er mit ritterlichem Schweigen zur Kenntnis; seine innige Liebe zu ihr ließ ihn dies alles durch stehen. Er war zwar ein guter Soldat, aber ohne kriegerische Ambitionen, vor allem aber der erste Beamte der Monarchie. Im Gegensatz zur landläu figen Meinung, war der Monarch an den neuesten technischen Entwicklungen durchaus interessiert. Schließlich war er in seinen letzten Regierungsjah ren keineswegs so senil, wie man teilweise glauben machen wollte, sondern verfügte noch immer über ein klares Urteilsvermögen. Erzherzogin Sophie, die im Interesse der Dy nastie nicht selbst an der Seite ihres Mannes den Thron angestrebt hat, tritt uns in dem Buch als zwar manchmal harte, aber konsequente Verfech terin des monarchischen Gedankens und als be herrschende, politisch kluge Frau entgegen; sie wird aber auch vom Klischee der bösen Schwie germutter, in welches sie die Sissy-Romantik ge preßt hat, befreit. Jedenfalls kommt deutlich zum Ausdruck, daß ihr Einfluß auf den jungen Kaiser nicht soweit ging, wie gemeinhin angenommen, und daß sie keinesfalls seine Korrespondenz kon trollierte.
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