Warum Wilhelm die Quelle nicht angab, läßt sich nicht klären. Er bezieht sich in seinen Ausführungen auf ein „ungedrucktes" Tagebuch, was auf ein Autograph hindeutet, das er vermutlich nur in einer Abschrift kannte und deshalb nicht zitieren wollte. Erst sechs Jahre später - bei dem im Rahmen der Prag-Reichenberg-Ausgabe der Sämtlichen Werke Adalbert Stifters (SW) veranstalteten „Briefwechsel. I. Band" (SW XVII) - geht Gustav Wilhelm als Herausgeber und Bearbeiter auf einen Brief SHfters an Frh. von Handel vom 8. Februar 1837 im Zusammenhang mit Stifters Bemerkung zu einem „Dachstein-Bild"' für Lebzeltern ein und führt (1916) aus: ... Offenbar verdankt das Bild seine Entstehung der Reise, die Stifter im Sommer 1836 durch das Salzkammergut unternahm. Am 4. ]uni besuchte er - wie aus dem im Besitz des Freiherrn v. Bachofen'° befindlichen Tagebuche hervorgeht - Hallstatt und Gösau... Dieser versteckte Hinweis auf die Quelle in den „Lesearten und Anmerkun gen" läßt darauf schließen, daß Wilhelm von dem Stifter-Verehrer und -Sammler Karl Adolf Freiherr Bachofen von Echt die Erlaubnis erhalten hatte, in das Autograph Einsicht zu nehmen und eine eigene Abschrift zu diesem Zeitpunkt anzufertigen, während er früher auf eine andere angewiesen war. Tatsächlich befand sich seit „Weihnacht 1906" ein handschriftliches Exemplar mit dem Titel: „Abschrift eines Tagebuches aus dem Jahre 1836. Original im Besitz des H. Baron Bachofen v. Echt" im Prager Stifter-Archiv^^, das wiederum eine „Kopie" einer Abschrift war^^. Bemer kenswert ist der Titel, der verschiedentlich „behandelt" wurde und vorerst nicht auf Stifter hinweist, sodaß es sich durchaus um das Tagebuch eines anderen Verfassers handeln könnte, da ja auch Friedberg als Ausgangspunkt der Reise angegeben ist, Stifter aber noch Anfang Juni 1836 - Beginn der Reise - in Wien gewesen war. 1.3 Die verlorene Handschrift Gewisse Zweifel an der Echtheit des „Reise"-Tagebuches sind berechtigt. Es existieren nur mehr zwei Abschriften: die bereits erwähnte im Prager Stifter-Archiv (STA 238 a) und eine im Adalbert-Stifter-Institut in Linz (Inv.-Nr. 32,2 ST.), die Franz Fink maschinschriftlich 1956 anfertigtet^. Er bezieht sich in einer Vorbemerkung auf die „Originalblätter" im Prager Stifter-Archiv, die Gustav Wilhelm „s. Zt. für seine Arbeit zum 25. Band der Prager Ausgabe bei sich" hatte und ihm - Fink - erlaubte, eine Abschrift zu machen. Fink gibt bedauerlicherweise nicht an, wann Wilhelm die „Originalblätter bei sich" hatte, und auch bei Franz Hüller, der zusammen mit Gustav Wilhelm am 25. Band (SW XXV) arbeitete, ist kein Hinweis auf Beginn und Ende zu finden, ebensowenig im Vorwort zur Reprintausgabe (der Umbruch war schon vor handen), die 1979 vom Gerstenberg-Verlag in Hildesheim^'' veranstaltet wurde. Wilhelm selber sprach davon, daß der 13. und 25. Band „1940 vor dem Abschluß"" standen. Die beiden Abschriften stimmen im Text nicht überein, sodaß sie nicht die selbe Quelle haben konnten und bereits die „Kopie" der Abschrift des Originals im Prager Stifter-Archiv nicht wortgetreu wiedergegeben worden war. Wilhelm konnte entweder nur die Kopie oder die Abschrift in Händen gehabt haben, denn das Original befand sich bis 1922 im Besitz von Baron Karl A. Freiherr Bachofen von Echt", kam dann - nach dessen Tod - in den Besitz des jüngsten Soh-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2