lution und in der kommunistischen Revolution; der religiösen Welle sei die politische, dann die So zialrevolutionäre gefolgt. Wenn nach Gustav Radbruch ein guter Jurist nur ist, wer es mit schlechtem Gewissen ist, so meint dies, der Jurist, vor allem als Beamter, müsse den Blick über sein Fach hinaus auf das Ganze richten. Humoristisch hat dies Eichendorff in ganz unromantischen Versen zum Ausdruck gebracht: „Aktenstöße nachts verschlingen, schwatzen nach der Welt Gebrauch, und das große Tretrad schwingen wie ein Ochs, das kann ich auch. Aber glauben, daß der Plunder eben nicht der Plunder war, sondern ein großmächtig' Wunder - das gelang mir nimmermehr." Das ist nicht Dichterhochmut gegenüber sei ner Berufsarbeit, das ist Einsicht in die Begrenzt heit des eigenen Tuns und Lebens. Denn Eichen dorff ist letztlich ein poeta religiosus, dies auch in seinen politischen und historischen Schriften im Band V der Winkler-Ausgabe, an dem die Einfüh rung und die Anmerkungen besondere Hervorhe bung verdienen. Josef Demmelbauer Heinrich Ritter von Srbik: Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers 1912-1945. Hrsg. V.Jürgen Kämmerer. (= Deutsche Geschichtsquelkn des 19. und 20. Jahrhunderts, hrsg. v. der historischen Kom mission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaf ten, Bd. 55.) Boppard am Rhein: Harald-Boldt-Verlag 1988. 611 Seiten. ISBN 3-7646-1872-8. Heinrich Ritter von Srbik war in der Zwi schenkriegszeit und nach dem „Anschluß" der österreichische Historiker mit der größten Breiten wirkung. 1878 geboren, stammte er väterlicher seits aus altösterreichisch-böhmischer Beamtenfa milie - sein Vater war Hofrat im K. K. Finanzmini sterium - mütterlicherseits aus einem westfälisch rheinischen Gelehrtengeschlecht. Dies und sein weiterer Lebensweg ist der Einführung zu seiner wissenschaftlichen Korrespondenz durch Adam Wandruszka zu entnehmen. Mit einem Schlag hat te Srbik sein zweibändiges Werk über Metternich aus dem Jahre 1925 weit über den Fachbereich hin aus bekannt gemacht. Die geistige Erschütterung, in die ihn das Ende der Vielvölkermonarchie stürz te, ließ ihn nach der allgemeinen Anschlußfreudig keit der Nachkriegszeit, die im Staatsnamen „Deutschösterreich" sichtbare Gestaltung an nahm, zur Konzeption der „gesamtdeutschen Ge schichtsauffassung" gelangen, die er zunächst in einem Vortrag in Salzburg 1929 formulierte und die er in den vier (!) Bänden „Deutsche Einheit, Idee und Wirklichkeit vom Heiligen Reich bis Königgrätz" (1935-1942) ausbreitete. Sein Ziel war hie bet wie A. Wandruszka in seiner Einleitung zu sammenfaßt, die Oberwindung der alten Gegen sätze von großdeutsch-österreichisch und klein deutsch-preußisch durch die Betrachtung von der höheren Ebene des Gesamtvolkes in all seinen staatlichen, aus dem „Heiligen Römischen Reich" erwachsenen Sonderungen. Diese „gesamt deutsche" Idee wurde vom Nationalsozialismus ebenso weggeschwemmt wie die zum Teil auf „das österreichische Staats- und Reichsproblem" (Josef Redlich) zurückgehende „österreichische Idee", wie sie Hermann Bahr, Hofmannsthal, Schaukai und Wildgans entworfen hatten. Unter der zweiten Kanzlerschaft Schobers von 1929/30 war Srbik Unterrichtsminister, so wie der spätere Wiener Kardinal Innitzer Sozialminister war. Eine Ein ladung Schuschniggs zum Eintritt in sein Kabinett im Mai 1936 lehnte er ab; Berufungen nach Mün chen und Berlin nach der „Machtergreifung" war er nicht gefolgt. Der „Anschluß" mit seiner „Unifi zierung" enttäuschte Srbik bitter, obwohl ihn die Nationalsozialisten für sich vereinnahmten. 1945 aus dem Amt gejagt, raffte er sich noch zu einem großen Werk auf: „Geist und Geschichte vom deutschen Humanismus bis zur Gegenwart" (1950/51) ist die Geschichte der deutschen Ge schichtsschreibung dieser Zeitspanne. Im Februar 1951 starb er im Tiroler Ehrwald. Srbiks wissenschaftliche Korrespondenz von 1912 bis 1945, ausgewählt und mit Anmerkungen versehen von dem Anfang 1985 einem Unfall er logenen Jürgen Kämmerer, vermittelt uns die An schauung des unmittelbaren Geschehens, keine wohlabgewogene Filterung des Gewesenen, wel che so oft vom Interesse, von der Rechtfertigung des Rückschauenden, der zugleich an die Leser denkt, bestimmt ist. Diese Briefe von und an Srbik füllen aber im Bedenkjahr 1988 eine Lücke im Spektrum der historischen Interpretation. In einer großen Besprechung des Srbik-Briefwechsels in der „Presse" vom 5.16. März 1988 hat der Salzbur ger Historiker Fritz Fellner, u. a. Herausgeber des Briefwechsels von Hermann Bahr und Josef Red lich unter dem Titel „Dichter und Gelehrter", dies wie folgt zum Ausdruck gebracht: „Es gehört wohl zu den Besonderheiten des Verhältnisses der
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