OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 2

mehr Gründe er für Lob oder Tadel zu er bringen vermag, umso besser. Diese Vorrede würde den Kritiker auch nicht für alle Zeiten festlegen und in einen Panzer zwängen, den er später ein mal nicht ohne einen vermeintlichen oder tatsächlichen Gesichtsverlust glaubt abstreifen zu können. Der Ge schmack eines jeden Menschen ändert sich - nicht nur auf der Zunge. Bedenken wir doch, was uns in unserer Jugend schmeckte, bevorzugen wir im Alter durchaus nicht immer und umgekehrt. Genauso aber ist es auch mit dem Kunst geschmack. Hat man nun heute ein abso lutes Urteil gefällt, könnte man sich in zehn Jahren oft vor Wut über die eigene Dummheit in den Ellbogen (versuchen Sie's mal) beißen. Ich schlage daher zum beiderseitigen Nutzen für Künstler und Kritiker vor, von absolut klingenden Formulierungen Ab stand zu nehmen. Eingangs jeder Kunstkritik wäre dem Publikum, das ja doch in der übergroßen Mehrheit der Fälle, auf Grund der dezidierten Formulierungen, glaubt, die abso lute Wahrheit zu erfahren, bewußtzu machen, daß da nicht der liebe Gott ein neues Naturgesetz kreiert hat, sondern daß es sich dabei um die Meinung eines Menschen handelt, der durchaus auch mal irren kann. Friedrich Thiemann Die steinerne Wanne in Bad Kreuzen Mitte Jänner dieses Jahres machte mich Herr Konsulent Dir. Erwin Kranzler auf einen Stein im ehemaligen Kreuzener Burgbereich unweit des alten Bades auf merksam, der ihm schon vor fast dreißig Jahren aufgefallen war. Wir fanden ihn in einem Jungwald, etwa 150 m nach der Abzweigung vom Güterweg Schönfichten Richtung Wolfsschlucht ca. 10 m links des Weges und ebensoweit vom Kemlbach entfernt, ein Block, der ver mutlich einmal vom Felsrücken, auf dem später die Burg errichtet wurde, abbrach, gut 4 m lang und 1,60 m breit ist und der jetzt an der höchsten Stelle 80 cm aus dem Waldboden ragt. Als wir den größten Teil der Zu schüttung, die alte Ziegel- und Scherben reste enthielt und von Wurzelwerk durchwachsen war, mit Hilfe von Herrn Anton Geyrhofer ausgeschaufelt hatten, zeigte sich eine 70 cm tief senkrecht ein gestemmte „mumienförmige" Aushöh lung nach Art der Krautsteine von 2,45 m Länge und 1,45 m größter Breite, die dem Stein teils angepaßt bzw. nach der die Blockform außen gerichtet worden war. Wir deuteten den nach der Achse NNO-

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