OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 2

Simony gibt kein genaues Datum an („...vor nahe einem Vierteljahrhundert..." S. 454), ver wendet aber zweimal für die Zeitangabe die Plu ralform „Jahre" („in den vorangegangenen Jah ren", S. 457; „in den ersten Jahren", S. 467), woraus sich ableiten läßt, daß nicht das Jahr 1845 für den Hallstatt-Aufenthalt Stifters anzu sprechen ist, sondern frühestens das Jahr 1846 (Wurzbach, 34. Bd., S. 326, verlegt ihn 1848!), da Stifter und Simony sich erst 1844 kennengelernt haben, wie letzterer schreibt (ebenda, S. 467): „... Wie schon in den ersten Jahren unserer Bekanntschaft - dieselbe begann im Jahre 1844 im Hause des Für sten Metternich..." Nach diesem exakten Da tum hätte Simony sicher nicht den Terminus „Jahren" gebraucht, wenn der Hallstatt-Besuch Stifters ein Jahr später - 1845 - erfolgt wäre (S.u. Anhang, zu Anm. 7). Auf jeden Fall ist in dem langen Brief Simonys an Emil Kuh kein Hinweis, daß Stifter schon frü her -1836 - in Hallstatt und im Salzkammergut gewesen sei und Simony von ihm - Stifter - da von gehört hätte. (Vgl. SW XVII, S. 149/26/ an Heckenast: 21. 9. 1845: „...Gereiset bin ich nir gends..." - 150, 30). ® „Stifters Werke". Auswahl in sechs Teilen. Hrsg. mit Einleitungen und Anmerkungen versehen von Gustav Wilhelm. Berlin (Leipzig - Wien - Stuttgart): Deutsches Verlagshaus Bong & Co., o.J. (1910; künftig: „Bong-Ausgabe" oder „Bong"). Gustav Wilhelm (1869-1949), der bedeutende Literaturwissenschafter und Stifter-Forscher, hatte 1907 über Auftrag des Verlagshauses Bong & Comp. in Berlin im Rahmen der „Golde nen Klassiker-Ausgabe" die Edition von „Stifters Werke" begonnen und 1910 abgeschlossen (vgl. Otto Jungmair: Gustav Wilhelm. Ein Lebensbild. Schriftenreihe des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich in Linz. Weihnachts gabe für 1956. Graz: Stiasny 1956). ' Vgl. S W XVII, S. 65 (21) :„... Bei Lebzeltern wirst Du bei Deiner Zurükkunft nach Wien, die wir auf höchstens zwei Jahre definitiv festsezen, wahrscheinlich einen großen Dachstein [Nach malung nach einem Bilde eines anderen Künst lers; d. Verf.] von mir finden, den ich zum An sehen hingab, und von dem er durch Kner mir sagen ließ, daß er ihn zu besizen wünsche..." Vg. SW 'XVII (1916), S. 351. Der Hinweis auf den Besitz und damit die Quelle steht nur in der er sten Auflage, vermutlich von Adalbert Horcicka aufgenommen, dessen „Vorarbeiten" Wilhelm benützt hatte. In der zweiten Auflage - Reichen berg 1929 - fehlt dieser Besitzhinweis, wahr scheinlich deshalb, weil Bachofen-Echt 1922 verstorben war und seine Sammlungen und die Bibliothek an den jüngsten Sohn Reinhard (s.u.) übergingen und ab 1922/23 schwer zugänglich waren, da sie sich im Schloß Murstetten (Stmk.) befanden. '' Die Abschrift im Adalbert-Stifter-Archiv - STA - (der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaf ten und Künste) in Prag, Inv.-Nr. STA 238 a, hat die Handschrift von Alois Raimund Hein (dem Stifter-Biographen), der 1906 mit Karl Adolf Frh. Bachofen von Echt (1830-1922) bei den Vor arbeiten zum Wiener Adalbert-Stifter-Denkmal eng zusammenarbeitete. (Vgl. Fritz Feichtinger: Alois Raimund Hein. Stifter-Biograph und Maler. Zum 50. Todestag am 4. Jänner 1987. VASILO, Jg. 36,1987. Folge 1/2. S. 17 ff., S. 60.) Auffallend ist die Inventar-Nummer „238 a", was beweist, daß die handschriftliche Abschrift ursprünglich nicht für das Stifter-Archiv vorge sehen war, weil alle anderen Archivalien der Stifter-Sammlung geschlossen durchnumeriert sind, und der Titel: „Abschrift eines Tagebuches aus dem Jahre 1836..." ohne „Stifter". Der handschriftliche Vermerk von Adalbert Horcicka auf der letzten (Innen- oder Außen-?) Seite des Umschlages lautet: „Aus einem Tage buch Ad. Stifters vom Jahre 1836. Kopie nach der mir von H. Bachofen Freiherrn von Echt (Weih nacht 1906) eingesendeten Abschrift. (Manu skript 7 Seiten) [Unterschrift:] Dr. Ad. Horcicka" Am rechten oberen Blattrand steht von anderer Handschrift: „STA 238 a", am unteren Blattrand eine Langstampiglie: „Deutsche Gesellschaft DER WISSENSCHAFT UND KÜNSTE in Prag.". Interessant im Zusammenhang mit dem am 3. März 1902 von August Sauer gegründeten Stifter-Archiv in Prag ist die Tatsache, daß alle gesammelten Archivalien ausschließlich für die Edition der historischen Gesamtausgabe be stimmt waren und nur von Autoren benützt werden durften, die für diese Ausgabe arbeite ten. Das erklärt auch, warum Gustav Wilhelm um 1907 noch keinen Zutritt hatte. Vgl. Franz Hüller: Wo befinden sich die Hand schriften Adalbert Stifters? In: VASILO, Jg. 12/ 1963, Folge 3/4, S. 136 f.) Dr. Adalbert Horcicka (1858-1913) war der Her-

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