liehe Aufteilung der Reisekosten unter den Malerfreunden ist deswegen nicht zu berücksichtigen, weil diese nur bestimmte Gebiete - teils in Fußwanderungen - auf suchten, wo sie „ihre" Motive hatten, während die Reiseroute des „Tagebuches" eine ausgesprochene Touristenreise ausweist, die „schöne", „herrliche", „unermeßliche", „berühmte", „majestäftsche" Naturschönheiten verschiedenster Art die Reisenden aufsuchen ließ. Der Touristencharakter wird auch in den Einkäufen im bayerischen Berchtesgaden sichtbar, wo - vermutlich seltenere - „Waren" erstanden wurden, immerhin zu einem Betrag von 20 Gulden und 46 Kreuzer, wofür noch 5 Gulden Zoll zu bezahlen waren. Bedenkt man die „tägliche Besoldung" von „18 bis 20 Kreuzer Münze"^' für einen Salzarbeiter und die monatliche Entlohnung von 5 bis 10 Gulden pro Kopf für den von Shfter erteilten Privatunterricht^", so wird die Relafton deutlich, die derartige Ausgaben für finanziell wenig Bemittelte in den Bereich der Unmöglich keit verdrängt. Aus dem bisher Gesagten und den in dieser Arbeit angeführten Fakten und Gründen - im besonderen der Zusammenstellung der Reisekosten von 215 Gulden - hat die Reise Adalbert Stifters ins Salzkammergut 1836 nicht stattgefunden. Alle auf diese angebliche Reise bezogenen Begründungen, Hinweise oder Anmerkungen in biographischen, literarhistorischen oder kunstgeschichtlichen Ver öffentlichungen in der Sekundärliteratur zu Adalbert Stifter sind demnach zu revi dieren und in künftigen Publikationen als irrelevant zu berücksichtigen. ^ • '*■ Abb. 5: Der Dachstein vom Blaßen aus. Farblithographie von Jakob Alt. Um 18Z8
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