Gmunden wurde erst am 1. Mai 1836 eröffnet (Personen ab 12. Mai), während die Strecke „bis Lambach" bereits ab I. August 1835 befahrbar war. Zudem sind die im Tagebuch notierten Preise für bestimmte Strecken (Linz-Wels, Wels-Lambach) um ein Vielfaches höher als die offiziellen Tarife ausweisen, was auf eine Beförderung vonmehreren Personen hindeutet und nicht auf die Fahrkosten eines einzelnen. Ebenso ist die penible Berechnung auch der kleinsten Kreuzermenge typisch für einen Geschäftsmann, wie der Schwiegervater Schifflers als Glasfabrikant einer war, und entspricht weniger einer „künstlerischen" Natur wie Stifter. Das frühere Ansetzen der Reise (1835) und die spätere Kostenaufstellung fin den nicht nur in der Streckenbeschreibung der Eisenbahn („bis Lambach"), sondern auch in der Bemerkung in der Prager Kopie: „Die nun folgenden Angaben scheinen später eingetragen zu sein und dürften sich auf die früher angegebene Reise bezie hen" (S. 3) und im Idochzeitstermin von Franz Schiffler (18. August 1835), dem Friedberger (Friedberg ist Ausgangs- und Zielpunkt der Reise!), eine mehrfach begründete Erklärung. Die Bemerkung in der Prager Kopie ließe auch die spätere Jahreszahl -1836 - zu, wenn diese nicht eventuell eine „Verschreibung" oder „Verlesung" darstellt, was beim Abschreiben von fremden Schriftstücken oft geschah. Was diese „Schriftstücke" betrifft, so können sie nur bedingt als Quellen ange sehen werden, da sie durch das Fehlen des Originals keiner Überprüfung unterzogen werden können und die Textvarianten der drei TagebuchVersionen ein zu uneinheit liches Bild ergeben, besonders auffällig in der zweimaligen Notiz des Buchstabens „A" (Druck und Fink) und der - willkürlichen? - Ausschreibung „Amalia" (Prager Kopie). Der Buchstabe „A" wäre durchaus auch für „Adolf" (Frh. von Brenner), einem Freunde Schifflers, der ihn im Salzkammergut besuchte, zu setzen. Daß Schiffler Stif ter zu dieser Reise eingeladen hätte, ist sicher auszuschließen, denn dieser war nach Schifflers Hochzeit in Christiansberg nach Oberplan zurückgekehrt, wo er den bekannten Brief an Fanni Greipl schrieb und viel zu sehr in seinem eigenen „Seelen schmerz" eingesponnen war, als daß er am Glück seines Freundes teilgenommen hätte. Auch gibt es, wie schon betont, keine diesbezüglichen Nachrichten von ihm selber und auch nicht von lebenszeitlichen oder posthumen Zeitgenossen. Als letzte Überlegung sei noch die Möglichkeit eines Reiseplanes - sollte es sich um die Handschrift Stifters im Original, was nirgends bestätigt ist, gehandelt haben - angeführt: Stifter könnte bei seinen Malerfreunden, die fast jeden Sommer im Salzkammergut weilten (Steinfeld, Gauermann, Reinhold) Zeitaufwand und Kosten einer solchen Reise erfragt und in einer Übersicht zusammengestellt haben. Darauf könnten die „Maler" im Tagebuch hindeuten, die er nicht - wie fälschlich angenommen wird - im Salzkammergut getroffen hatte, sondern die in der Jubi läums-Ausstellung des „Vereins zur Beförderung der bildenden Künste" in Wien im St.-Anna-Gebäude in den Räumen der Akademie der bildenden Künste - Frühjahr 1836'® - ihre Bilder mit Salzkammergutmotiven zeigten. Eine solche Kostenaufstel lung - schon wegen der vermehrten Fahrkosten für bestimmte Strecken, die auf einen einzelnen nicht zu berechnen waren, unwahrscheinlich - und ihre horrende Summe könnten Stifter davon abgehalten haben, ins Salzkammergut zu reisen. Eine mög-
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