4.2 Zusätzliche Ausgaben Die Anreise von Wien nach Linz hätte entweder - wie schon erwähnt - mit Frachtfuhrwerken, Posteil-, Postbriefwagen oder Stellwagen erfolgen müssen und wäre auf jeden Fall auf eine abgerundete Summe von 10 Gulden an Fahrgebühr zuzüglich der Übernachtungskosten und den Trinkgeldern von abermals 8 Gulden, also insgesamt 18 Gulden zu stehen gekommen. Insgesamt: 215 Gulden. 4.3 Resümee Zusammenfassend ist festzuhalten: Adalbert Stifter war Anfang Juni 1836 in Wien, besuchte noch im April und Mai die Jubiläumsausstellung des „Vereins zur Beförderung der bildenden Künste" gemeinsam mit dem Maler Johann Fischbach^^ und hatte sich für die Assistenten stelle für Mathematik und Physik an der Universität Wien vorbereitet'^. Auch war er in einer Lage: „... noch nie so miserabel seit" er in „Wien" war, was die finanzielle Seite betrifft und erlebte eine seelische Vereinsamung, wie nie zuvor". Außerdem hatte er durch seine Restschuld von 65 Gulden (plus den „Interessen" von 4% und den Gerichtskosten von 5 fl.) Herrn von Würth gegenüber eine Pfändung zu erwarten (s. o.) und gleichzeitig war ausgerechnet die Gattin des Advokaten Würth, der seinen Verwandten gegen Stifter bei Gericht vertrat, am 3. Juni 1836 von Wien abgereist'''; die Reisenden mußten sich im Protokollbuch der k. k. Post „pränotiren". Stifter hatte kein geregeltes Einkommen. Das wenige zu seinem Lebensunter halt verdiente er sich in den letzten acht Jahren" durch Stundengeben, meist in Physik. Er war dreißig (!) Jahre alt und seit vier Jahren bemüht, eine „fixe Stelle" zu erlangen. Die Schriftstellerei sollte erst in weiteren vier Jahren die ersten Früchte brin gen. Die „malerischen" Versuche - das Nachmalen von Vorlagen als zusätzliche Erwerbsquelle ab 1835 gedacht - erwiesen sich als unergiebige Fehlspekulation und wurden achtzehn Jahre später zu einer Freizeitliebhaberei ohne künstlerischen Wert". Wenn Stifter nun in Wien eine derart „miserable" Zeit zu bewältigen hatte, wie sollte er dann nach Friedberg kommen, den Betrag von 18 Gulden allein für die Fahrt nach Linz auslegen können und nochmals 197 Gulden für die Salzkammergutreise - zusammen also 215 Gulden - bezahlen, wenn er „kein Geld" hatte? Diese Summe war immerhin ein horrender Betrag und entsprach der Hälfte eines Jahresgehaltes für einen Beamten im Anfangsbezug und um nur 55 Gulden weniger als eine Drei zimmer-Mietwohnung im Jahr an Zins kostete (160 fl.). Alle diese Aspekte machen deutlich, daß Stifter die Reise ins Salzkammergut 1836 nicht gemacht haben kann, weil er dazu einfach nicht in der Lage war. Immer klarer aber zeichnet sich das Bild der Hochzeitsreise von Franz Schiffler" und Maria, geborene Blechinger, zusammen mit ihren Eltern ab, denn sie hatten die nötigen finanziellen Mittel, die Reise ins Salzkammergut in diesem Ausmaß und mit diesen Ausgaben (Trinkgelder!) durchzuführen. Daß diese Reise 1835 und nicht 1836 stattgefunden hat, geht schon aus der Bemerkung hervor, wonach die (Pferde-)„Eisenbahn bis Lam bach" verrechnet wurde und nicht bis Gmunden. Die Weiterführung der Trasse bis
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