OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 2

4. Zusammenfassung und Schlußbetrachtung Ad 3.1; Neben den vom Herausgeber angeführten „unrichtigen Angaben der Entfer nungen" stimmen auch die eingetragenen Beträge für Fahrkosten auf der „Eisenbahn" (Pferdeeisenbahn Linz-Lambach) nicht mit den offiziellen Tarifen^® überein und ver weisen aui mehrere (5) Reisende. Auffallend ist außerdem, daß nur die „Eisenbahnfahrt nach Lambach" (unter 2.) vermerkt ist und nicht die nach Gmunden, sodaß diese Fahrt nichl im Juli 1836 stattgefunden hat, sondern im August/September 1835 (sie!) und auf keinen Fall von Stifter durchgeführt worden sein kann. Es handelt sich vermutlich um die Hochzeitsreise seines Freundes Schiffler, der am 18. August 1835 geheiratet hatte und aus Friedherg stammte, von wo ja auch die Reise ihren Anfang nahm, an der sich möglicherweise auch die Eltern der Braut beteiligt hatten, was die Mehrkosten der Eisenbahnfahrt erklärte. Dazu würde sehr genau die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wels-Lambach am 1. August 1835 passen. Außerdem hatte Schiffler sein Studium der Medizin mit dem Doktor med. 1833 bereits abgeschlossen gehabt, und seine junge Frau war die Tochter eines Glasfabrikaten; somit war er durchaus in der Lage die Gesamtkosten dieser Reise im Betrage von 197 Gulden 20 Kreuzer - die sich Stif ter in diesen Jahren nicht hätte leisten können - zu begleichen. Was Jahres- und Monatseintragung (Juli 1836) betrifft, so ist eine Verschreibung des Kopisten - unge wollt oder gewollt - durchaus möglich, da ein Vergleich mit dem Original nicht mehr gegeben ist, um den genauen Wortlaut festzustellen (s. Verlorene Handschrift ob.). Für Schiffler bzw. dessen Schwiegervater Blechinger wären auch die generösen Trinkgelder in unüblicher Höhe verständlich, die dem „armen" Stifter ebenfalls nicht zuzu trauen waren. Bei dem Buchstaben „A" kann es sich um Adolf Frh.. von Brenner han deln, der auch mit Schiffler befreundet und gleichzeihger Student an der Universität Wien war und öfter zu Besuch in Friedberg weilte. Die „Gedichte" könnten von ihm sein; er schrieb oft Stifter Lyrikbriefe. Eigenarhgerweise führte der Herausgeber wohl die „Vorarbeiten von Franz Hüller" an, aber nicht jene von Gustav Wilhelm, der mit Hüller zusammen den Band XXV. (SW) bearbeitete und im besonderen die „Doku mente" behandelt haben soll. Helmut Bergner hat zwar eine gründliche und umfas sende Krihk an diesem XXV. Band der „Sämtlichen Werke Stifters" geübt, ist aber auf die Einzelheiten - wie das Tagebuch der Reise - nicht eingegangen und konnte in bezug auf dessen Provenienz ebenfalls keine Auskünfte geben, vermutlich deshalb, weil der „textkritische (Anmerkungs-)Apparat verschollen" ist, wie Zelewitz angibt, und er „wollte und konnte... als einzelner" ihn „nicht rekonstruieren bzw. neu herstel len" (S. XIV). Es ist zu bedauern, daß Klaus Zelewitz nur editorische und keine for schende Arbeit geleistet hatte, um Unklarkheiten im XXV. Band zu beseitigen. Unwahrscheinlich ist das Fehlen des „textkrihschen Apparats", wenn die verloren geglaubten Umbruchbogen doch aufgefunden wurden, und es ist zu hoffen, daß jener sich ebenfalls findet. Die Frage bleibt offen, ob Gustav Wilhelm, der das „Reise-Tage buch" für den XXV. Band bearbeitet hatte, die „Originalblätter" als jene von Stifter stammend - er kannte ja seine Handschrift - identifizierte oder das Tagebuch Stifter

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