OÖ. Heimatblätter 1988, 42. Jahrgang, Heft 2

Linz und umgekehrt. Die Wagen fuhren täglich nach Wien, allerdings an bestimmten Tagen zu anderen Abfahrtszeiten, so z. B. Montag, Mittwoch und Samstag um 8 Uhr früh, am Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonntag um 3 Uhr „Abends" und zwar „nur während des Sommers" (eine genaue Monatsangabe fehlt)^^. Neben den „Perso nen-Eilfahrten" gab es noch die Möglichkeit der Fahrt mit einem Courier- oder BriefEilwagen, mit der Beschränkung, daß zum Unterschied der Personen-Eilwagen, die Briefpost-Eilwagen nur drei Reisende befördern konnten. Die Ankunft von Wien war täglich „um 5V2 Uhr früh". Die Fahrt dauerte bis zu 24 Stunden (!). Interessante „Anmerkungen" werden dem „Abgang und Ankunft der Fahr-Posten bey dem k. k. Ober-Postamte zu Linz"^^ beigefügt: Füi' Reisende. 1. Für den Eilwagen hat man sich wenigstens eine Stunde vor der Abfahrt pränotiren zu lassen und den Betrag zu erlegen^'^. [Punkt 2 stimmt mit dem der „Kundmachung" überein] - 3. Reisende, welche sich, jedoch nur innerhalb der Gränzen der Monarchie, und auf denjenigen Routen, auf welchen EilwagensCourse bestehen, eines Separat-Wagens bedienen wollen, haben sich dießfals wenigstens eine halbe Stunde vor der zur Abfahrt bestimmten Zeit zu melden. Sollte aber keine Aerarial-Kalesche vor handen seyn, so kann keine Bestellung auf eine Separat-Fahrt angenommen werden. - 4. Da von Seite der Anstalt fahrender Posten zu Gunsten der Reisenden die Vorkehrung getroffen wurde, daß auf den Speise-Stationen in bestimmten Gasthäusern das Essen zu festgesetzten Preisen bey Ankunft des Eilwagens schon bereit steht, so haben sich die Reisenden, in so fern selbe nicht gleich bey der Aufschreibung zur Reise erklären, daß sie von dieser Verfügung keinen Gebrauch machen können oder wollen, in diese mit der Beförderung des Eilwagens im Einklang stehende Maßregel zu fügen. - Uebrigens werden die Reisenden auf die Vorschriften hingewiesen, welche in dem gedruckten Vormerkscheine, den jeder Reisende bey der Aufschreibung zur Reise erhält, ent halten sind. Diese „Vorschriften" im Metternich-System verlangten vom Reisenden die Vorlage eines Reisepasses und einen „erforderlichen Passierschein" der örtlichen „k.k. Polizeidirection oder des k. k. Militär-Platzcommando's"^L Zusätzlich konnten zur Personenbeförderung auch sogenannte „Stellwagen" (von „bereitstellen") herangezogen werden, die von Privatunternehmern für kürzere Strecken als Ausflugsfahrzeuge betrieben wurden. Längere Streckenfahrten waren die Ausnahme. Wollte der Reisende das Salzkammergut erreichen, war er im Vormärz auf eine dieser Fahrtgelegenheiten angewiesen, bis dann das „Jahrhundert-Ereignis" - die Pferde-Eisenbahn Budweis-Linz - eine weitere Möglichkeit in der Fortführung der Trasse von Linz bis Wels, Lambach und Gmunden schuf. Es muß in Erstaunen setzen, daß Adalbert Stifter, der doch auch naturwissen schaftlich und technisch interessiert war (Studien in Mathematik und Physik), dieser technischen österreichischen Hochleistung - die erste Eisenbahn auf dem europäi schen Kontinent geschaffen zu haben, die sogar von den Eisenbahnpionieren und Zeitungen Englands gerühmt wurde - in keiner seiner Schriften gedachte, umso mehr, da die Teilstrecke Lambach-Gmunden erst einen Monat (1. Mai 1836) vor sei ner angeblichen Reise (1./2. Juni) eröffnet worden war. War er an dieser wichtigen

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