Wenn Stifter noch am 9. Dezember 1836 an Adolf Frhr. von Brenner schreibt: .. Mir geht es heuer sehr gut nur sind noch einige Wunden i. e. Schulden vom vorigen dummen Jahre da, aber mein Herz ist guter Dinge, da ich im Verlaufe dieses Jahres schon wieder herauskomme so hatte er sich wieder einmal bedeutend geirrt, wie die obigen Angaben beweisen. Alle die vorstehend angeführten Fakten gilt es zu beachten, um die Lage Stif ters im Jahre 1836, in welchem die Salzkammergutreise stattgefunden haben soll, beurteilen zu können. 2.2 Reise und Reisekosten Reisen im Vormärz war nicht billig und für manche unerschwinglich. Donauabwärts konnten von wenig bemittelten Personen Frachtflöße benützt werden, donauaufwärts mußten die Kutscher der Botenfuhrwerke die Erlaubnis - gegen geringes Entgelt - zum „Aufsitzen" geben, oder das Geld reichte aus, einen Stell wagen oder gar Eilwagen zu besteigen, denn die Donauschiffahrt bis Einz gab es erst ab 1837 - und auch nur versuchsweise. Stifter befand sich 1836 in Wien und mußte, wollte er nach Linz gelangen, eine dieser Reisemöglichkeiten in Anspruch nehmen. Das Mitfahren auf den Fracht fuhrwerken - wenn überhaupt bewilligt - war umständlich, langwierig und den Wit terungsunbilden ausgesetzt. Stellwagen- und Eilwagenfahrten hatten ihren Preis. So besagte eine „Kundmachung" aus dem Jahre 1833^h In Anbetracht, daß die zwischen Wien und Linz bestehenden Eilfahrten von den Bewoh nern der an der Straße gelegenen Orte, unter den gegenwärtig bestehenden Verhältnissen, nur wenig benützt werden könnten, hat die wohllöhl. k. k. oberste Hof-Postverwaltung nachstehende Einrich tung zu treffen geruht: 1) Vom 1. August d. J. angefangen, werden sowohl bey der Eilpost-Expetition in Wien u. bey dem Oberpostamte in Linz, als bey jeder Poststation zwischen Wien und Linz, Rei sende zur Eilfahrt unbedingt aufgenommen werden. 2] Diejenigen Reisenden, welche in dem Eilwa gen keinen Platz finden, werden in möglichst bequemen Wagen der k. k. Postmeister befördert wer den. 3) Bey der Aufnahme wird einem jeden Reisenden das Nummer auf dem Vormerkscheine ange zeigt werden, unter welcher derselbe in das Protocoll eingetragen worden ist. 4) Die Nummer der Aufnahme, welche bey jeder Fahrt mit 1. anfängt, bestimmt sodann den Platz des Reisenden in dem Eilwagen, oder in einer Beykallesche. Uebrigens hat derjenige Reisende den meisten Vorzug, der mit dem Eilwagen unmittelbar vom entfernten Orte kommt. 6) Die Fahrtgebühr wird nach der bisheri gen Lage nur nach Maßgabe der Entfernung abgenommen werden, durch welche der Reisende sich des Eilwagens bedienen will. Demnach sind für die Fahrt von Wien bis Purkersdorf für einen Platz, mit Einrechnung der Einschreibgebühr, 58 kr.; von Wien bis St. Pöltens fl. 34 kr.; von St. Pölten bis AmstettenSfl. 40 kr. zu erlegen und sofort, je nachdem der Reisende durch eine oder mehrere Statio nen mit dem Eilwagen fährt. Von der k. k. Ober-Post-Verwaltung. Linz, den 23. Jtdi 1833. Berechnet man einen durchschnittlichen Straßenkilometerwert von 186 Kilo metern (die Angaben divergieren) für die Strecke Wien-Linz, so ergibt sich ein Kostenaufwand von 10 Gulden 20 Kreuzer für eine Eilwagenfahrt von Wien nach
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