OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Andrea Schnöller und Hannes Stekl(Hrsg.)://Eswar eine Welt der Geborgenheit..Bürgerliche Kind heit in Monarchie und Republik. Wien - Köln: Bählau 1987. 306 Seilen. S 280,-. Im Böhlau-Verlag erscheint unter dem Titel „Damit es nicht verlorengeht..." eine Reihe, die von Erinnerungen an die „gute alte Zeit" handelt. Überwiegend werden sie von einfachen Menschen geschrieben. Herausgeber sind der Wiener Sozial historiker Michael Mitterauer und Peter Paul Kloß. Diese Erinnerungen beziehen sich auf den Schul alltag, auf ein Leben „im Dienste der Ordnung" (der Polizei), auf die Dienstbotenzeit u. ä. Band 12 dieser Reihe zeichnet das Bild der Kindheit im bür gerlichen Elternhaus, das den Kindern trotz häufi ger materieller Beengtheit selbst „akademischer" Haushalte Geborgenheit und Harmonie zu bieten bestrebt war. War die bürgerliche Kindheit Idylle oder goldener Käfig? In zehn Lebensgeschichten wird darauf Ant wort zu geben versucht. Keineswegs war das Bür gertum aber eine einheitliche Klasse, gegen die Klassenkampf zu führen angebracht war. Die Leser seien besonders auf die Erinnerungen von Richard Seager (S. 201 ff.) hingewiesen; er ist in Ferg und Linz aufgewachsen und war zuletzt Magistratsdirektor in Salzburg. Wie weit bürgerliche Auto biographien Verklärung oder ungeschminkte Er innerungen darstellen, läßt sich generell nicht sa gen. Erhellend hiezu die Einführung der Heraus geber und schön der von ihnen zitierte Beginn der Lebenserinnerungen des Älteren, wohl bekannten Schriftstellers Walter von Molo: „Im Altsein, wenn immer mehr Zeitgenossen aus der Sichtbarkeit verschwinden und die nachkommenden Genera tionen ihre Wege in dem Glauben gehen, der uns auch seinerzeit erfüllte, nämlich alles besser zu wis sen, beginnt der Mensch in der Vergangenheit mehr als in der Gegenwart zu leben. Das ist Aus gleich, Hilfe, Ersatzbeschäftigung." Ältere Men schen aus dem (klein)bürgerlichen Milieu werden sich bei der Lektüre an ihr eigenes Äufwachsen er innern, junge Menschen sollten dieses Buch lesen, um ihre Eltern und Großeltern besser zu verstehen. Denn: Verständnis sollten sie nicht nur für sich fordern, sondern - schon aus Fairneß - auch den Älteren entgegenbringen. Josef Demmelbauer Ulrich Weinzierl (Hrsg.): Österreichs Fall. Schrift steller berichten vom „Anschluß". Wien: Jugend und Volk 1987. 190 Seiten. S 248,-. ISBN 3-224-11429-0. Ulrich Weinzierl, Jahrgang 1954, gibt im sel ben Verlag mit dem oben angezeigten nun schon das dritte Buch jener Art heraus, die man als „Zeit geschichte in Geschichten der Zeit" (P. M. Lützeler) bezeichnen könnte. Am Beginn (1983) stand die „erzählte Geschichte Österreichs 1918-1938" un ter dem Titel „Versuchsstation des Weltunter gangs". 1984 folgte die Anthologie „Februar 1934 - Schriftsteller erzählen". Rechtzeitig zum Geden ken an den „Anschluß" vor 50 Jahren bringt er Aus schnitte aus literarischen Werken zum Anlaßfall und ein Nachwort hiezu („Die Iden des März", S. 160 ff.). Da sind Beiträge gesammelt von F.Th. Csokor, Stefan Zweig, Hilde Spiel, Klaus Mann, J. F. Perkonig, Anton Kuh, Walter Mehring, Gregor von Rezzori, Gertrud Fussenegger, Friedrich Tor berg, Erich Fried, Carl Zuckmayer, Joseph Roth und anderen. Im Gegensatz zur breiten Masse der damaligen Ja-Stimmen überwiegen hier die NeinStimmen. Exakte historische Forschungsergebnis se, „wie es wirklich gewesen ist", darf man von schriftstellerischen Zeugnissen nicht erwarten, da für aber die Unmittelbarkeit subjektiver Erfahrung, die Entwicklung eines Bildes jener turbulenter Tage und Wochen, das trifft und betroffen macht. Das Irrlichternde damals ist im Eröffnungsbeitrag aus Csokors Autobiographie „Auf fremden Stra ßen 1939-1945" mit der Nordlicht-Erscheinung Ende Jänner 1938 beklemmend wiedergegeben. Im selben Buch heißt es dann (was Weinzierl nicht mehr abgedruckt hat): „... Wie binnen einer Stunde sich das Bild von Wien verkehrte und statt der Schreie nach dem Kanzler der taktmäßige Ghor: Ein Volk! Ein Reich! Ein Führer! alles niederhackte,... und wie das Wort von Mensch zu Mensch zum Schlagwort, auch in des Andrucks fürchterlichstem Sinne: .SchlagWort' wurde..." Josef Demmelbauer Alte Bräuche, frohe Feste zwischen Flensburg und Oberstdorf, Aachen und Bayreuth. Ostfildern: Mairs Geographischer Verlag 1984. 240 Sei ten. DM 19,80. Sechs Autoren, Marianne Waas-Frey, Dr. Udo Moll, Burghard Brehm, Dr. Hildegard Frieß-Reimann, Roland Paul und Dr. Friedrich Fabri, haben unter fachlicher Beratung von Prof. Dr. Hermann Bausinger und mit Förderung durch die ÄJlianz-Versicherung uns ein sehr lesenswer tes Buch über Bräuche und Feste beschert, das ich jedem Freund des Volkstums und allen aufge-

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