eigene Almanache erschienen) nachgestalteten und häufig auch in sogenannten „Lebenden Bil dern" zur Darstellung brachten. Letztere wurden noch in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg in Kleinstädten bei Vereinsfeiern häufig dargeboten, wobei die Veranstalter darauf bedacht waren, diese lebenden Bilder durch bengalische Beleuchtungseffekte in ihrer Wirkung auf das Publikum zu steigern. In den Festprogrammen wurde, wie sich der Rezensent noch zu erinnern weiß, noch eigens darauf verwiesen. Hannelore Schlaffer, habilitierte Germanistin und Privatdozentin an der Freiburger Universität, zeichnet für eine Reihe von wissenschaftlichen Ar beiten zur klassisch-romantischen Literatur als Verfasserin. Ihr jüngstes Werk ist, wie sie klärend vermerkt, „keine bebilderte Literaturgeschichte - es ist eine Geschichte von Bildern, die die Literatur begleitet haben". Eine illustrierte Literaturge schichte folgt, wie es im einleitenden Kapitel („In Bildern lesen") heißt, „dem Kanon der Dichtung und ihrer Chronologie und zeigt, was am anschau lichsten Schwarzweiß der Anschauung gerade noch zugänglich zu machen ist". Als Beispiel dazu führt die Autorin Dichterporträts, Handschriften, Titelbilder der Werke und entsprechende Textillu strationen an, die als anschauliche Beigaben mit ihrer Aussage der Sachinformation über den je weils behandelten literarischen Stoff dienen sollen. Anders verhält es sich bei Bildern, mit denen sich Hannelore Schlaffer in ihrem Buch souverän - weil wissenschaftlich fundiert und vorbildlich in An lage und Textgestaltung - auseinandersetzt, denn hier handelt es sich nach ihren Worten um „Bilder, die Literatur begleiten" und „diese nicht als Sache, sondern als Sinn nehmen". Damit will die Autorin zum Lesen in Bildern anregen und zugleich anlei ten: Das ansehnliche Werk kann als Pionierlei stung gelten und zählt nach Anlage, Textgestal tung, Reichhaltigkeit der Bilderauswahl und Qua lität derselben sowie durch seine Ausstattung (Gesamtherstellung Wilhelm Röck, Weinsberg) zu den bemerkenswertesten literaturwissenschaftli chen Neuerscheinungen. Der Leser wird mit der Resonanz konfrontiert, die klassische und romantische Literatur in der zeitgenössischen bildenden Kunst erfahren hat. Hannelore Schlaffer erschließt damit eine neue Dimension literaturgeschichtlicher Betrachtungs weise, bietet aber auch dem Studierenden der Theaterwissenschaften und der Kunstgeschichte so manche aufschlußreiche Hinweise. Am Beispiel des „Werther" wird u.a. im Kapitel „Dichter und Maler" der Einfluß, den die Illustratoren durch ihre Interpretation auf die Rezeption einer Dichtung durch das Leserpublikum nehmen, aufgezeigt. Eine Bibliographie zur deutschen Literaturwissen schaft wird Schlaffers Buch zur Geschichte der Optik von Literatur künftig als Standardwerk sui generis auszuweisen haben. Aldemar Schiffkorn Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs Band 39. Festschrift Rudolf Neck. Herausgegehen von der GeneraUirekiion (Redaktion Ernst Petritsch, Gerhard Rill, Christiane Thomas). Wien 1987. 518 Seiten. Huang Shi Chen, das älteste und berühmteste der 2.924 chinesischen Archive, schmückt den Umschlag dieses Bandes der MÖSTA; dies weist auf den Abdruck aller Referate und Diskussionen auf der internationalen Expertentagung „Archiv bauten und die Bewahrung von ArchivmateriaT (Wien 1985) hin (S. 197-289). Viel Raum wird der Fortsetzung von Verzeichnissen gewidmet, etwa der Cillier-Urkunden (1353-1360), die von der Auslieferung an Jugoslawien betroffen sind, oder des Bestandes Belgien PA mit dem Briefwechsel zwischen Karl V., Ferdinand und Maria sowie Höf lingen 1540-1543 (einmal 1524 als Druckfehler). Für die österreichische Geschichte von allgemei nem Interesse ist der detaillierte Krankheitsbericht über den großen Reformator, dem das moderne Österreich seine Grundlagen verdankt: Lorenz Mikoletzky über Kaiser Josephs II. langes Sterben (S. 16-30). Ein Beitrag beschäftigt sich mit Ober österreich und bietet eine Fülle von Material zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Erich Hill brand hat sich seit Jahrzehnten mit dem größten Bauvorhaben der Biedermeierzeit, der Errichtung des „Festen Lagers" Linz befaßt und kürzlich eine umfassende Studie darüber veröffentlicht (Hist. Jahrbuch Linz 1984, S. 11-213, auch Sonderaus gabe). In den MÖSTA schildert er den „Bau der Maximilianischen Befestigung von Linz in wirt schaftlich-sozialer Sicht" (S. 31-57) und be schreibt die Firmen, die mit der Errichtung der 32 Türme, zwei Vorwerke, zwei Batterien und der beiden Donauanschlüsse beschäftigt waren (Bau kosten über zwei Millionen Gulden). Die Kohle kam aus Wolfsegg, Mauthausen, Wildshut und Mursberg (bei Walding), Kalk aus Wels, Ziegel von einer Passauer Firma, Steine aus mehreren Brü chen der Umgebung. Bei den Beschäftigten han delte es sich 1831 um 49 Militärmaurer und 563
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