OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Wol/gang Beinert und Heinrich Petri (Hrsg.): Hand buch der Marienkunde. Regensburg: Verlag Pustet 1984. 1,042 Seiten mit Abbil dungen. Leinen, DM 82,-. ISBN 3-7917-0908-9. Erstmals seit dem Zweiten Vaticanum wird mit diesem umfangreichen Werk von zahlreichen Fachkräften die Bedeutung Mariens in Theologie, Frömmigkeitsgeschichte, Kunst und Literatur von den Anfängen bis heute umfassend dargestellt, auch wenn die Herausgeber, bedeutende Theolo gieprofessoren an der Universität Regensburg, in wohltuender Bescheidenheit in ihrem Vorwort schreiben, „daß nicht alles gesagt worden ist, was zu melden wäre; daß mancher Aspekt fehlt oder zu kurz gekommen ist." Das vorliegende Handbuch füllt jedenfalls eine schmerzliche Lücke, zumal das nunmehr bereits vor einigen Jahrzehnten begon nene „Lexikon der Marienkunde" im ersten Band, der 1957 erschienen ist, steckengeblieben ist. Ausgehend von den marianischen Zeugnis sen in der Heiligen Schrift, wird in den ersten vier Kapiteln eine theologische Grundlegung der Ma rienverehrung geboten, wobei vor allem das Kapi tel „Maria und die Ökumene" neue Wege eines zeitgemäßen marianischen Verständnisses, ein neues Marienbild aufzeigt. Der zweite Hauptteil betitelt sich „Geistliches Leben". In den dazugehörigen Kapiteln werden marianische Gebetsformen, darunter speziell der Rosenkranz, Maria in der Liturgie vor und nach dem Vaticanum II, die marianische Spiritualität religiöser Gruppierungen, Marienwallfahrten und anschließend als eigener Beitrag die Marien erscheinungen behandelt. Dieses von Rene Laurentin hervorragend behandelte Kapitel ist meines Erachtens besonders hervorzuheben, wäh rend der Beitrag „Wallfahrten zu Maria" nur als Einstieg in die Thematik gewertet werden kann, wird doch im letzten Hauptteil das Thema noch mals, und zwar sehr ausführlich behandelt. Die Behauptung: „Mit kaiserlich-königlichem Hof dekret vom II. April 1772 wurden alle Wallfahr ten verboten." (S. 515) ist unrichtig; es wurden mit diesem Dekret lediglich „Prozessionen" (bzw. Wallfahrten) ins Ausland und solche, die über Nacht ausbleiben (mit Ausnahme Mariazell), ab gestellt. „Gestaltetes Zeugnis" betitelt sich der nächste Hauptteil, in dem zunächst der Göttweiger F. Gre gor M. Lechner einen ausgezeichneten Überblick über die Mariendarstellungen in der bildenden Kunst in ihrer unterschiedlichen Entwicklung im Osten und im Westen gibt. Das - zwar sehr seltene - Bild der „Sieben Freuden Mariens" konnte aller dings weder hier noch in einem anderen Kapitel gefunden werden. Während im Kapitel „Marien verehrung in der Musik" in knapper Darstellung der weite Bogen vom gregorianischen Choral bis zu Augustinus Kropfreiter gespannt wird, be schränkt sich der literarische Beitrag im wesent lichen auf das 20. Jahrhundert. Im letzten Hauptteil, „Gläubiger Lobpreis", gibt zunächst Klaus G uth einen umfangreichen ge schichtlichen Überblick über die marianischen Wallfahrtsbewegungen im deutschsprachigen Raum. Neben vielen sehr interessanten Ausfüh rungen im Rahmen der gesamten Frömmigkeits geschichte, die in manchen Aussagen durchaus Neuland betreten, sind bei einigen Details - z.B. Mariazell betreffend - zumindest Zweifel ange bracht. Wenn schon - um noch ein Beispiel zu nen nen - als bedeutendste Loreto-Heiligtümer in Österreich jene in Tirol angeführt werden, so hätte unbedingt auch Maria Loretto im Burgenland er wähnt werden müssen. Eine informative typologische Zusammen stellung der einzelnen Gnadenbilder verdanken wir Karl Kolb. Einige seiner Angaben, etwa zur Maria-Hilf, divergieren allerdings zu jenen im Beitrag von K. Guth, die diesbezüglich richtiger sind. Das für ein derartiges Handbuch geradezu unerläßliche Register, aufgeschlüsselt nach Perso nen und Sachen, sei dankbar angeführt, ist aller dings nur schwer zu handhaben. So findet man z.B. den Begriff „Schutzmantel(madonna)" erst nach längerem Suchen unter einem Überbegriff; nicht aber, wie man vermuten könnte, unter „(Marien-)Bilder", sondern unter „Madonna" sowie un ter „Gnadenbilder", was umso mehr verwundert, als gerade dieser Typus kaum wallfahrtsbildend wurde. - Für Theologen, Volkskundler, Kunsthi storiker, Literatur- und Musikwissenschaftler, aber auch für gläubige und interessierte Laien bildet dieses neue Handbuch der Marienkunde dennoch ein geradezu unentbehrliches Nachschlagewerk. Dietmar Assmann Schlägler Gemäldekatalog. Geschichte der Schläg ler Gemäldesammlung und Bildergalerie. Verzeichnis der vorhandenen Gemäldevon IsfriedH. Pich ler OPraem, Kommentare zu ausgewählten Gemälden von Hannes Etzlstorfer, Farbbildteil von Rudolf Mair. (= Schlägler Schriften, Bd. 9, zugleich Schlägler Ausstet-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2