OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Der älteste Sohn des steirischen Dichters Peter Rosegger sah zufällig eine Abbildung des Gipsmodells zu diesem wuchtigen Kopf und schrieb an Franz S. For ster am 4. Jänner 1948®: ...Ich gestehe offen, daß mich diese Plastik... ergriffen und erschüttert hat. Mir ist keine andere Plastik in Erinnerung, die das unbewußt Schöpferische derart zum Ausdruck bringt. Bei Wahrung der Porträtähnlichkeit, das sicher an dem Werk das Leichteste war, - der cäsarenhafte „Bauernschädel" - und in Wirklichkeit eigentlich ganz nebensächlich ist, strömt aus dem Antlitz alles das, was man von ihm erwartet; da ist vor allem das wirklich Unwirkliche des Ausdrucks, das Auge, das direkt in den Himmel hineinschaut und mit der Erdenwelt nichts zu tun hat, der leicht geöffnete Mund, als halte er den Atem an, um ja keinen Ton zu überhören, der dort aus dem Jenseits an sein inneres Ohr dringt, oder als wolle er das nachlallen, was er hört. Das zusammen ergibt ein Bild solcher tiefer Einheit und Verinnerlichung, die einem sehenden Menschen das Herz höher schlagen läßt. So bleibt auch ein Großer, der sich einsam fühlte, nie ganz allein ...so hebt auch Sie, sehr geehrter Herr, Ihr Werk in die Nähe des Großen - dafür wollte ich Ihnen danken und dieses Bekenntnis ablegen. Darf ich von einer „offiziellen" Schlußphrase absehen? So grüße ich Sie von ganzem Herzen als Ihr Dr. Sepp Rosegger. Der 74jährige Distriktsarzt i. R. aus Langenwang, Dr. Sepp Rosegger, schrieb noch einige weitere Briefe an Forster und interessierte sich jedesmal für den Fortgang der Arbeit. Unter anderem schrieb er am 6. Februar 1948^: ... Jetzt möchte ich Sie fast auf Knien anflehen: Nehmen Sie sich Zeit und vollenden Sie die Eichenbüste Bruckners! Es wäre eine Todsünde, wenn sie unvollendet bliebe. Dem wäre nicht durch ein Te deum, wie bei Bruckners 9. abzuhelfen. Und wie schnell oft ein Unglück die Ausführung neuer Pläne verhindert, davon wissen wir Ärzte manch trauriges Stück zu erzählen. Eine kleine, unscheinbare Fingerverletzung kann genügen, dem Künstler Meißel und Hammer aus der Hand zu schlagen. Halten Sie mir diese Bemerkungen nicht für übel Ich muß halt für „meine" Brucknerbüste eintreten... Und abermals heißt es am 30. Juni 1948L „... Vergessen Sie nicht auf Ihre Brucknerplastik!!..." Die Bruckner-Plastik, von der Dr. Rosegger hier sprach, war das Tonmodell für den „gewaltig überlebensgroßen" (Forster) Eichenkopf, den Forster erst 1951 vollendete; er „mißt vom Kinn bis zum Scheitel 56 cm", ist also doppelt so groß wie die Marmorbüste (Kopfhöhe 28 cm) und fast dreifach die Normalkopfhöhe von 20/21 cm. Die letzte Bruckner-Büste Forsters - 1970 geschaffen - ist auch sein reifstes Werk in der Reihe der Bruckner-Gestaltungen. Der Kopf ist monumental in großen Formen gefügt, im - nackten - Hals (Brustansatz, wie bei der ersten Büste) leicht seit lich gedreht und angehoben, Gesicht und Blick aufwärts gerichtet, der Mund ein ^ Brief im Privatbesitz. Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Franz S. Forster, St. Florian. Ebenda. ' Ebenda.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2