OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Haus- und Gehöftlandschaften, die durch einen bestimmten Verbreitungsiyp gekennzeichnet sind, sind keine klar voneinander getrennten Räume. Ihre Grenzen sind fließend und nur schwer faßbar. Während im Kerngebiet das Idealschema ver treten ist, treten im Randgebiet und in den Grenzräumen meist Mischformen auf. Zudem sind die einzelnen Gebäude einer Gehöftlandschaft in der Regel unterschied lich alt, was ebenfalls zu mehr oder weniger abweichenden Varianten führt. Eine von Ort zu Ort fortschreitende Erhebung ist für einen einzelnen ange sichts der Größe des Arbeitsgebietes nicht zu bewältigen. Wenig Erfolg bringt auch die Auswertung der leider teilweise veralteten und uneinheitlichen Katasterpläne bei den jeweiligen Vermessungsämtern. Den ersten Anhaltspunkt über die heutige Ver breitung liefert das Studium der österreichischen Karte 1; 50.000, aus der - als Grob orientierung - alle Gemeinden mit Vierkanthöfen zu ermitteln sind. Als nächster Schritt wurde eine Befragung in den betreffenden Gemeindeämtern gewählt, da man diesen die notwendigen Orts- und Sachkenntnisse zubilligen muß. Rund 200 Ge meindestuben wurden mit einem entsprechenden Fragebogenpersönlich aufgesucht, sodaß nunmehr erste genauere Hinweise über Vorkommen, Anzahl, Betriebsgröße und sozioökonomische Bewirtschafterkategorien der Vierkanter vorliegen. Als Entstehungs- und Kerngebiet des Vierkanthofes wird heute der Winkel zwischen Donau, unterer Traun und unterer Enns, das sogenannte Florianer Landl, angesehen, wo seine größten und stattlichsten Vertreter stehen. Von hier aus hat sich der Vierkanthof nach allen Richtungen hin ausgebreitet und andere Formen ver drängt bzw. in sich aufgesogen, sodaß er heute als die beherrschende Gehöftform fast im gesamten oberösterreichischen Zentralraum und weit darüber hinaus gilt. Im Osten ist er auch im niederösterreichischen Alpenvorland, bis etwa an die Erlauf, anzutreffen. Im Süden endet die relativ geschlossene Verbreitung entlang der Linie, die von Gmunden nach Kirchdorf a. d. Krems und weiter bis Grünburg und Kleinraming führt. Jedoch ist der Vierkanthof vereinzelt auch in die Alpentäler vor gedrungen, so z. B. im Mühlbachtal bei Traunkirchen, im Almtal bis fast nach Grün au, im Kremstal bis in die Gegend von Micheldorf, im Steyrtal bis gegen Molin und an der Enns bis in das Gebiet um Losenstein. Schwieriger ist die Abgrenzung im Westen, da sich hier ein breites Über gangsgebiet befindet, in dem Vierseitbildungen verschiedenster Art und sämtliche Grade des Zusammenschlusses der Gebäudetrakte die Regel sind. Die festgestellte Grenze des annähernd zusammenhängenden Vorkommens folgt der Traun bis Lambach. Darüber hinaus sind Vierkanthöfe nur mehr vereinzelt zu finden. Bei Lambach biegt sie scharf nach Norden um und zieht nun geradlinig bis zur Einmün dung der Großen Mühl in die Donau. Der Bereich zwischen Donau und unterer Traun ist allerdingseher eine Mischzone,da hier ebenfalls mehrereFormenvon Vier seitbildungen vorkommen und insgesamt gegen Westen das vom Vierkanter bestimmte Siedlungsbild allmählich ausklingt. Nördlich der Donau ist der Vierkanter vor allem in den großen Donauebenen (Feldkirchner-Ottensheimer Becken, Linzer Bucht, Machland) zu Hause. Er steigt aber auch auf die Höhen des Mühlviertels hinauf bis zu seiner Nordgrenze, welche die Orte Aschach an der Donau, Gramastetten, Altenberg bei Linz, Freistadt,

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