OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Bruckner & Forster Die Bruckner-Büsten von Franz S. Forster, St. Florian Von Fritz Feichtinger Der Titel, der sich wie ein Firmennamen ausnimmt, ist berechtigt, denn For ster und Bruckner sind in Jahrzehnten zu einer Einheit geworden. Der in St. Florian lebende jetzt 90jährige Bildhauer beschäftigte sich mehr als 50 Jahre mit dem genius loci Anton Bruckner, ließ die Brucknersche Musik bei der Gestaltung des bäueri schen Cäsaren-Schädels in Stein, Holz und Erz einfließen, ließ die kraftvollen Akkorde in kraftvollen Formen erstehen. Musik und Bildnerei, der Komponist und der Bildhauer wurden eins: Bruckner & Forster. Eine Unzahl von Bruckner-Porträts entstanden als Reliefs oder Büsten. Die Konzentration Forsters richtete sich immer auf den Kopf, nie auf die Figur Bruckners; mir ist zumindest keine Ganzfigur-Statue oder -Statuette in Forsters Werk bekannt. Auch sonst gibt es von anderen Bildhauern keine Ganzfigur Bruckners. Die berühmte Büste von Viktor Tilgner (Wien und Steyr) ist eine Halbfigur. Es kann nicht die Aufgabe dieser Würdigung sein, alle Bruckner-Büsten Forsters aufzuzählen und zu behandeln, vielmehr seien zwei von ihnen herausge hoben: Die erste und die letzte, weil an ihnen die künstlerische Auffassung Forsters und deren Wandel im Laufe der Jahre am besten zu verfolgen ist. Die erste Bruckner-Büste (in Salzburger Marmor, heute im Foyer des Bruckner-Konservatoriums in Einz-Urfahr) entstand als Meisterstück am Ende des Akademiestudiums bei Professor Müllner 1923. Die Anregung dazu erhielt Forster bei der Öffnung des Sarkophages in der Gruft des Stiftes St. Florian anläßlich des 25. Todestages des Florianer Meisters 1921, bei der der junge Forsterdas Glück hatte, dabeisein zu dürfen. Er sah das Antlitz des balsamierten Leichnams in unglaublicher Frische, so wie wenn er „gerade begraben worden wäre". Der Eindruck war überwälti gend. Ehrfurcht hinderte ihn, skizzierend Bruckners Züge festzuhalten. Nach Wien zurückgekehrt, ging Forster in den Stadtpark zum Bruckner-Denkmal von TilgnerZerritsch, um sich an dem einzigen plastischen Originalporträt Bruckners (Bronze) von Tilgner zu orientieren. Sockel und Sockelfigur einer knienden Muse (Marmor; enthüllt: 25. 10 1899)^ schuf Fritz Zerritsch d. Ä; diesen suchte Forster auf, denn er ^ Vgl Rudolf Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus. Eine Chronik 1861-1951. Wien: Gesellschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus 1951. S. 140.

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