OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

-M- _: Dies zeigte sich, als er im Jahr 1867, beim Anbruch der neo-liberalen Ära in Öster reich, zusammen mit den anderen verur teilten Achtundvierzigern amnestiert wurde und somit einer Rückkehr in die Heimat nichts mehr im Wege stand. Es zog ihn mächtig zurück nach Österreich, obwohl er sich in den Vereinigten Staa ten eine gesicherte Existenz und eine geachtete Stellung als praktischer Arzt und Hausbesitzer in Hoboken bei New York errungen hatte. „Die große ameri kanische Republik" - so schreibt er 1869 an seine Schwester Theresia Krommer - „ist freilich ein Land, worin sich leben läßt. Allein für mich ist es doch nicht das Vaterland." Späte Ehrungen Tatsächlich unternahm Hans Kudlich schon im Jahr 1872 mit seiner Frau eine Reise in seine österreichische Hei mat. öbwohl er überall, vor allem bei sei nem ersten öffentlichen Auftreten in Einz, als Bauernbefreier Österreichs stürmisch gefeiert wurde und die Stadt Wien ihm das Ehrenbürgerrecht verlieh, kehrte er 1873, von der politischen Lage in Öster reich schwer enttäuscht, wieder nach Amerika zurück. Kudlich kam dann 1888 noch einmal kurz nach Österreich, um bei den zahlreichen Kundgebungen zum vierzigjährigen Jubiläum der öster reichischen Bauernbefreiung (Aufhe bung der Untertänigkeit und Befreiung von Zehent und Robot) Ansprachen zu halten. Seinen Verwandten gegenüber beklagte sich Hans Kudlich sehr, daß sei nen Kindern das Verständnis für die europäischen Zustände völlig fehle, wäh rend er selbst im Grund seiner Seele im mer Europäer, Deutscher, ja Österreicher geblieben war. Und die Enkel, schrieb er, seien schon vollständig amerikanisiert. Daß ein Teil der Urenkel Hans Kudlichs überhaupt kein Wort mehr deutsch spre chen und verstehen, mußte auch der Ver fasser dieses Artikels bei seinem Besuch der amerikanischen Kudlichs im Jahr 1976 feststellen. Im Jahr 1903 wurde sowohl in Hobo ken als auch in New York die Vollen dung von Kudlichs 80. Lebensjahr ganz groß gefeiert. Laut der sich im Besitz des Verfassers befindlichen, in deutscher Sprache gedruckten Tischpläne nahmen

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