OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

vom schweizerischen Justiz- und Polizei departement die Erlaubnis, bis zum Ab schluß seines Studiums in der Schweiz verbleiben zu dürfen. Mit einer Seßhaftwerdung in der Schweiz konnte er also unter diesen Umständen nicht mehr rechnen. Auswanderung Im März 1853 schloß Kudlich sein Medizinstudium mit dem Doktorat ab, heiratete noch im selben Monat Luise Vogt, die Tochter seines Wohltäters in der Schweizer Emigration, und verließ am 4. April 1853, als ein des Landes Ver wiesener, die Schweiz, um in die Verei nigten Staaten von Nordamerika auszu wandern. Er fuhr mit seiner jungen Gat tin auf einem Segelschiff, auf dem er sich als Arzt die kostenlose Überfahrt ver diente, nach New York. In Hoboken, wo sehr viele Deutsche lebten, ließ er sich als praktischer Arzt nieder. Die in Wien in seiner Abwesenheit durchgeführte Hochverratsverhand lung, die nach dreitägiger Verhandlungs dauer mit seiner Verurteilung zum Tod durch den Strang am 10. Oktober 1854 endete, konnte ihm in Amerika nichts mehr anhaben. In Hoboken bei New York faßte er bald Fuß und wurde als praktischer Arzt sehr geschätzt. Der Ehe mit seiner Frau Luise entsprossen neun Kinder. Der älte ste Sohn wurde ebenfalls Arzt, der zweite Sohn Kunstmaler und der dritte Sohn, Hermann, wurde Jurist und heiratete 1898 Helene Zinsser, eine Schwester der ersten Ehefrau des ehemaligen deut schen Bundeskanzlers Dr. Adenauer. Als einen durch und durch politi schen Menschen hielt es Hans Kudlich Ms.'■■ -3 M//// r/ nicht lange im Bereich des rein Privaten. Bald gewann er eine führende Stellung im öffentlichen Leben seiner neuen Hei mat. Er wurde Mitbegründer mehrerer deutscher Vereine, zum Beispiel des „Deutschen Klubs für Kunst und Wissen schaft und Geselligkeit", besonders aber der „Hoboken-Akademie", einer der be sten deutsch-amerikanischen Schulen. Amnestie Aber die Bindungen an die alte Hei mat waren doch stärker, als er glaubte.

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