Ende Juli 1849 glückte denn Kudlich die Flucht in die Schweiz. Er fand im Haus des Universitätsprofessors Dr. Wil helm Vogt, dem Leiter der medizinischen Klinik in Bern, herzliche Aufnahme. Hier faßte er nun auch den Entschluß, Medizin zu studieren. Nach einem Seme ster an der Universität in Bern wurde aber die dortige liberale Kantonsregie rung durch eine konservative Regierung abgelöst, was wiederum die Ausweisung Kudlichs aus dem Kanton Bern zur Folge hatte. Durch einen Bekannten erhielt Kudlich jedoch einen Flüchtlingspaß des Kantons Neuenburg, mit dem er nun an der Universität Zürich weiterstudieren konnte. Seine ersten Briefe aus der Schweiz zeigen sein Unbehagen über das Emi grantendasein: „Bin ich nicht in der Hei mat, so ist mir's ziemlich gleichgültig, ob ich am Rhein oder am Mississippi lebe." Auch in seinen dreibändigen „Erinnerun gen" schreibt Kudlich, daß er Heimweh habe, und die herrlichen Schweizer Al pen und Seen in ihrer Pracht erinnerten ihn sehr an Oberösterreich, weil Kudlich während seiner Wiener Studienzeit die Sommerferien 1846 und 1847 bei den Verwandten seiner Schwägerin im Schloß Dietach bei Wels als Erzieher ver brachte, wobei er das Land Oberöster reich als das Paradies Österreichs be zeichnete. Bergtouren auf den Priel und den Schafberg und das Baden in den grü nen Fluten der Traun hatten es ihm an getan. Hans Kudlich konnte seine Heimat nicht vergessen, aber auch Osterreich, das heißt die neo-konservative österrei chische Regierung, hatte ihn nicht ver gessen. Am 14. Juni 1851 forderte der österreichische Gesandte bei der Schweizer Bundesregierung die Auslie- „Die Gleichstellung aller Staatsbürger sei die Thronrede des österreichischen Volkes!" Hans Kudlich ferung Kudlichs wegen revolutionärer Betätigung. Kudlich hatte sich aber in der Schweiz jeglicher politischer Tätigkeit enthalten und sich nur dem Medizinstu dium gewidmet. So ergab die auf öster reichischen Druck hin erfolgte Haus durchsuchung in Zürich kein belasten des Material. Im Herbst 1852 verlangte Österreich erneut seine Auslieferung. Auf sein Ansuchen hin erhielt er jedoch
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