OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Der „Bauembefreier" Hans Kudlich Zu seinem 70. Todestag Von Alois Zauner-Stadlbauer H ans Kudlich wurde am 25. Okto ber 1823 als Sohn eines Bauern in Loben stein bei Jägerndorf im ehemaligen Österreichisch-Schlesien geboren. Es war eine wohlhabende Bauernfamilie, der er entstammte. Im Alter von elf Jah ren kam Kudlich in das Gymnasium nach Troppau. Seine Mutter hoffte sehr, daß einer ihrer Söhne einmal Priester werden möge. Sein Vater hatten den so zialen Aufstieg seines Sohnes im Auge und wollte ihn außerdem durch den Be such des Gymnasiums vor der Sklaverei des 14 Jahre lang dauernden Militärdien stes bewahren, den er als weichender Erbe hätte ableisten müssen. Nach seiner Matura ging Kudlich nach Wien und stu dierte Jus. Durch seinen Bruder fJermann, der um 14 Jahre älter war und seinerzeit ebenfalls in Wien studiert hatte, ist FJans Kudlich gleich in die Kreise des liberalen Wiener Bürgertums gekommen, das die 48er Revolution in ihrer ersten Phase trug und gestaltete. Bei der März-Revolution beteiligte er sich aktiv auf seifen der Studentenlegion. Infolge seiner hiebei erlittenen Verwun dung durch einen Bajonettstich wurde er dann in seiner schlesischen Heimat als Märtyrer für das Volk und die Freiheit gefeiert. Als dann am 30. Juni 1848 auf grund der neuen Verfassung die ersten Wahlen durchgeführt wurden, ist Hans Kudlich in den konstituierenden öster reichischen Reichstag gewählt worden. Hier brachte er als jüngster Abgeordne ter den Antrag auf Aufhebung der Unter tänigkeit und von Robot und Zehent ein, was dann auch am 7. September 1848 als Grundentlastungsgesetz beschlossen wurde. Flucht Als 1849 der im Kremsier tagende Reichstag durch das Militär mit Gewalt aufgelöst wurde, konnte sich Hans Kud lich nur durch seine Flucht aus Öster reich vor Verhaftung und Verurteilung retten. Er begab sich nach Frankfurt, wo sein älterer Bruder Hermann, der Jurist war, Abgeordneter zur Deutschen Natio nalversammlung in der Paulskirche war. Von da an tauchte er an den Brennpunk ten der deutschen Revolution auf: in Sachsen, in der Rheinpfalz, wo sich Kud lich sogar der revolutionären Pfälzer Re gierung als Staatssekretär zur Verfügung stellte. Nach der Niederschlagung des Pfälzer Aufstandes durch die preußische Armee ging Kudlich nach Karlsruhe, wo er sich wiederum den badischen Auf ständischen anschloß.

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