vorrangigem Interesse ist daher die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten, verbun den mit der Frage, ob und wie der Vierkanter den modernen Anforderungen an ein Gehöft noch entspricht. Um eine Antwort darauf zu finden, ist eine umfangreiche Bestandsaufnahme unerläßlich, wie sie im Rahmen der den folgenden Ausführungen zugrunde liegenden am Institut für Geographie der Universität Innsbruck angefer tigten Dissertation^ erfolgte. 1. Zur Entstehung und Verbreitung Unter den zahlreichen Theorien, die sich mit dem Vierkanter beschäftigen, scheint sich jene durchgesetzt zu haben, die im Kerngebiet (echter Vierkanter) im Haufen- oder Streuhof seinen „Urahnen" sieht. Über sein Alter und die Anfangs stadien im Detail indessen können nur Vermutungen angestellt werden. Erwiesen dürfte jedoch sein, daß der Vierkanter das Ergebnis eines relativ jungen Entwick lungsprozesses ist, der im 17. und 18. Jahrhundert einsetzte und erst im Laufe des 19. Jahrhunderts landschaftsprägend wurde (vgl. Kriechbaum 1933, 218). Im Laufe dieses Vorganges kamen zunächst die einzelnen Bauteile des Streu hofes in eine feste Ordnung, und durch das „Einfangen" des Hofes, oft zunächst nur durch eine Bretterwand, entstanden die Früh- und Vorformen der Vierkanthöfe. Sie waren in ihren Dimensionen bescheiden und nur eingeschossig. Im weiteren Verlauf hat man zunächst den Hausstock, später auch die übrigen Wirtschaftsgebäude durch den Aufbau eines Halbstockes bzw. eines Stockwerkes vergrößert. Erst im 19. Jahr hundert entstanden jene aufwendigen, umfangreichen Baukörper, die heute den Vier kanthof repräsentieren. Besonders die „Bauernbefreiung" 1848 war daran beteiligt, was u. a. an zahlreichen Jahreszahlen, die das Baudatum festhalten, ersichtlich ist. Zu Recht spricht Dimt (1983, 250) von einer damals in Schwung gekommenen „Vier kanthofmode, die vermutlich auch als gleichberechtigtes Bauen neben Adel und Bür gertum empfunden wurde" und sich nun auch dort ausbreitete, wo bis dahin andere Anwesen vorherrschten. Der Idealtypus des Vierkanters ist somit das Ergebnis dieser Periode verstärkter Bautätigkeit. Dazu kamen allerdings auch technische Voraussetzungen: der Stein- bzw. Ziegelbau, der das geschlossene Aneinanderfügen der Gebäude ermöglichte und die Feuergefahr eindämmte, sowie die Strohdeckung, die das Zusammenfügen der Dächer erleichterte. Ferner dürfte die Intensivierung der Getreidewirtschaft, die Großscheunen brauchte, dem Bau von Gehöften zugute gekommen sein (vgl. Heckl 1941, 3). Einen wesentlichen Beweggrund für den straffen Zusammenbau sieht Kriechbaum (1933, 221) schließlich auch im Verlangen nach einem sicheren Abschluß gegen die Außenwelt und nach einem möglichst vollkommenen Schutz des Innenhofes. Schögl, E. (1984): Der Vierkanter in Oberösterreich. Geographische Dissertation, Universität Innsbruck, 375 S.; dabei wurden alle Gehöfte mit Vierkantform, und somit alle äußerlich als Vierkanter erschei nenden Bauten (ohne Unterschied, ob sogenannte echte oder unechte Vierkanter) erhoben.
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