OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

chischen Statthalterei vom 5. Juli 1890 über das Ergebnis der Trassenrevision eingelangb^. Das Ministerium holte zu nächst eine Äußerung der Generalin spektion der österreichischen Eisenbah nen ein. In der Zwischenzeit erfolgte die De tailabsteckung der Bahntrasse, und Ing. Miller begann gleichzeitig sich um die Finanzierung seines Bahnprojektes zu bemühen. Auch hierüber informiert ein Bericht des „Ischler Wochenblattes" vom 21. September 1890, in dem es u. a. heißt: Bei dieser Bahn ist nun die Delailahstekkungsarbeit nahezu ganz beendet, so daß im Laufe des Winters die zur Vorlage bei der politi schen Begehung nothwendigen Pläne fertig ge macht werden können. Die politische Begehungs-Commission dürfte im Anfang des näch sten Frühlings stattfinden, doch ist es nothwendig, gleichzeitig die finanzielle Frage zu regeln. Vor allem liegt es im Interesse der Gemeinde Ischl, das möglichste zur Realisierung des Frojectes beizutragen, denn Ischl muß trachten, weil der Curort die aufgetauchte allseitige Concurrenz bestehen, den natürlichen Reizen auch künstliche hinzuzufügen (!). Nachdem aber Ischl leider nicht zu den wohlhabendsten Elite-Bade orten gehört, so hat, wie wir vernehmen, der Concessionär Herr Ingenieur Miller folgenden Vorschlag gemacht, um es Ischl zu erleichtern, den finanziellen Grundstein zur Bahn legen zu können und dem Concessionär den weiteren Aufbau zu ermöglichen. Herr Ingenieur Miller will nämlich, daß die Gemeinde für 50.000 fl Aktien die fünfpercentige Zinsengarantie über nehme und weiter jährlich den ganz bescheide nen Betrag von 500 fl zum Ankaufe der 50.000 fl beitrage; mit dieser kleinen Summe wären Zins auf Zins gerechnet, die Actien in rund 50 Jahren reines Eigenthum der Gemeinde, welches spielend erworben worden wäre, und entfiele dann auch die Garantie. Nehmen wir nun an, daß es Jahre geben könnte, wo die Actien blas vier Fercent abwerfen würden, so hätte die Gemeinde dann ein Fercent, das wären 500 fl zu decken; dieser Fall dürfte jedoch kaum eintreten, denn die Frequenz Ischls, besonders nach dem Ausbau der Ischl-Salzburger-Bahnverbindung und dem Zonentarif wird eine so ganz enorme werden, daß die Rentabilität der Bahn eine sehr gute sein wird. Abgesehen von dem neuen An ziehungspunkte der durch die Bahn geschaffen wird, und zur weiteren Wohlhabenheit beiträgt, bieten sich Ischl auch sehr günstige, directe mate rielle Vortheile; so dürfte sich an Bezahlung während der Betriebszeit jährlich an die Lei tung, Beamte, Bahnerhaltung, Maschinisten, Conducteure, Heizer gewiß ein Betrag von 5 bis 6.000 fl, als nöthig herausstellen, welche Sum me in Ischl circulirt und den hiesigen Gewerbe treibenden zugute kommt. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist aber für die Bevölkerung wäh rend der Bauzeit das Circulieren von ungefähr 200.000 fl, wovon ein großer Theil auf die Ver wendung von Fuhrwerken entfällt, da große Ein schnitte zu bewältigen sind. Selbst wenn nicht der ganze Bau durch einheimische Kräfte ausge führt werden könnte, so bleibt nahezu der ganze Betrag hier, da sich bekanntlich Bahnarbeiter meist nichts, oder nur sehr wenig ersparen. Währenddessen erstattete am 26. September 1890 die Generalinspek tion der österreichischen Eisenbahnen ihr Gutachterf^. Darnach wurde weder gegen die Trassenführung noch gegen die projektierten Stationen und Halte stellen ein Einwand erhoben. Mit Erlaß vom 14. Oktober 1890^^ verständigte das Handelsministerium Ing. Miller, daß mit " OÖSt. ZI. 8786/890 = HMZl. 30.328/890. " Im Akte HMZI. 30.328/890. " Enderledigung im Akte HMZl. 30.328/890; von der an Ing. Eduard Miller ergehenden Erledi gung wurden auch die oberösterreichische Statthalterei (OÖSt. Zl. 15.342/890) und der Ministerpräsident Graf Taaffe verständigt.

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