Der oberösterreichische Vierkanter im Wandel der Gegenwart Von Elisabeth Aistleitner-Schögl Der Bauernhof in seinem äußeren Erscheinungsbild ist ein wesentliches Ele ment der Kulturlandschaft. In Oberösterreich trifft dies vor allem für den Vierkanthof schon wegen seiner großen Verbreitung zu, sodaß in ihm nicht selten die oberöster reichische Hofform schlechthin gesehen wird. In der Vergangenheit wurde der Vierkanthof oftmals als eine der großartig sten und vollkommensten bäuerlichen Bauformen beschrieben. In den letzten Jahr zehnten ist das Interesse daran jedoch erheblich abgeklungen und erst in jüngster Zeit wiederum, wie aus einigen seit Ende der siebziger Jahre erschienenen Arbeiten hervorgeht, rege geworden. Bauernhausforschung ist ein interdisziplinärer Auftrag. So bemüht sich die Volkskunde um die Erforschung der älteren Baubestände und die Genese der Gehöftformen, was umso dringlicher ist, als der nach dem Zweiten Weltkrieg ein getretene Strukturwandel der Landwirtschaft zu einem rasch fortschreitenden Abbau des überlieferten Bestandes beigetragen hat. Ein wesentliches Ziel der geogra phischen Betrachtungsweise ist es, „Bau und Funktion in ihrer gegenseitigen Bedingt heit zu erkennen" (Kriechbaum 1933, 213). Im Gegensatz zu der eher historisch (zurückblickend) eingestellten volkskundlichen Gehöftforschung geht es dabei mehr um Veränderungen, welche die Anpassung an neue Wirtschaftsziele mit sich brachte. Der Bauernhof, wie er heute vor uns steht, ist eine Entwicklungsform, die auf eine nur schwer erfaßbare Uranlage zurückgeht. Neben den Einflüssen des Klimas, der Gelän debeschaffenheit, der begrenzten Verfügbarkeit von Baustoffen, konstruktiven Not wendigkeiten in Wechselwirkung mit soziokulturellen Faktoren wie Gruppenzuge hörigkeit, Beharrungstendenzen oder Neuerungsbereitschaft war daran vor allem die Art der Bodennutzung und somit die Wirtschaftsweise beteiligt. Dies gilt umso mehr für ein baulich derart aufwendiges Anwesen wie den Vierkanter, was ihn zu einem besonders lohnenden Gegenstand der geographischen Forschung macht. Nach den tiefgreifenden Veränderungen im Bereich der Landwirtschaft seit den fünfziger Jahren scheint die Erhaltung dieser oft riesigen Gebäudekomplexe auf den ersten Blick kaum noch rentabel. Schlagworte wie Spezialisierung, Motorisie rung und Rationalisierung, der Übergang vom Gesinde- zum Familien-, wenn nicht gar Ein-Mann-Betrieb legen die Vermutung nahe, daß große Teile des Vierkanters überflüssig geworden sind und er somit anderen Hofformen weichen müßte. Von
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