OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

wobei festgestellt wurde, daß diese zwar klein waren, sich aber durch die helle Farbe, besonderen Glanz und vorzügliche Feinheit auszeichneten^^. Gugger erhielt für seine Verdienste um die „Emporbringung" der Maulbeerbaum- und Seidenraupenzucht im Jahre 1845 eine Belobigung von Regierungsseite^''. In seinem Bericht über das Jahr 1843 an das Präsidium des innerösterreichi schen Industrie- und Gewerbevereins äußert sich Gruber zuversichtlich. Er schreibt; „Die von Herrn Chwalla dem hiesigen Comite im Vorjahr großmütig geschenkte bedeutende Anzahl junger Maulbeerbäume gedeihen trotz ungünstiger Elementar einflüsse großenteils und es wird, sobald die Pflanzung gehörig erstarkt sein wird, ungesäumt zu einem Versuch der Seidenzucht geschritten."^' Chwalla machte 1845 den Ennsern 50 Stück hochstämmige Rosenmaulbeerbäumchen aus Lyon zum Geschenk mit dem Ersuchen, einen Teil dieser Lieferung den Mitgliedern in Maut hausen zu überlassen'^ Trotz hoffnungsvollen Anfängen stellten sich bald Mißerfolge ein. Schon 1844 waren die vom Stadtamt im Vorjahr aus der Baumschule in Aschach gekauften Bäumchen größtenteils eingegangen, weshalb Reisinger freiwillig 100 Hochstämme nachlieferte'^. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war trotz wiederholter Rückschläge das Unternehmen noch im vollen Gang. Das Stadtamt gab 1862 einen Teil der städti schen Grundparzelle Nr. 1002 für Maulbeerbaumkulturen pachtweise auf 20 Jahre dem Ignaz Distlberger, der dafür eine jährliche Pacht von 6 Gulden österreichischer Währung zu zahlen hatte". Distlberger lebte als Privatier in Enns. Er sammelte als Soldat in oberitalienischen Garnisonen große Erfahrung in der Seidenraupenzucht und befaßte sich erfolgreich mit der Aufzucht von Raupen mit Blättern von Maul beerbäumen aus Samen, die ihm Freunde aus Italien beschafften. Als ihm während der Entwicklung seiner Raupen zu wenig Maulbeerblätter zur Verfügung standen, ließ er sich vom Linzer Verein mehrere Zentner Blätter liefern, die aber wegen des herrschenden Regenwetters naß in Säcken nach Enns gelangten. Distlberger wußte, daß nasses Futter den Raupen schädlich ist. Deshalb mischte er das feuchte Laub mit Reis und Stärke, wodurch die Feuchtigkeit absorbiert wurde und die Raupen die Blät ter ohne Schaden fraßen. Für die verdienstvolle Tätigkeit zur Förderung der Seiden kultur in Oberösterreich erhielt Distlberger eine besondere Anerkennung vom Linzer Verein". Noch im Jahre 1866 hatte das Stadtamt aus dem Besitz des landwirtschaft lichen Bezirksvereines Maulbeerbäume und Sträucher gegen angemessene Entschä digung übernommen. Bürgermeister Peintinger hatte diese Anlagen noch vor der SiProt 2. 8. 1843. StA, Sch, JGV, Brief des K. K. Katastralleiters Carl Schmutz an Gruber, Linz, 22. 1. 1845. Ebenda. SiProt 9. 4. 1844. SiProt 9. 4. 1844. StA, Gemeinde, SiProt 14. 9. 1862, Ziff. 5. Bericht über die Jahresversammlung des Vereins zur Förderung der Seidekultur in Oö. vom 30.12. 1864.

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