OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

entweder in Form von Diktando oder in irgend einer anderen Weise das Wesen und die Charaktere beider beibringen"^'. In Gramastetten ließ der Bader und Wundarzt Alois Peither, auch Bürgermeister, in der Kirchleithen Maulbeerbäume pflanzen^'. Maulbeerpflanzungen in Enns In Enns sollen schon während der Regierungszeit Maria Theresias um die Mitte des 18. Jahrhunderts Maulbeerpflanzungen bestanden haben. Diese Kulturen dürften entweder wegen mangelnder Pflege oder durch beabsichtigte Ausrottung verschwunden sein^''. Dem unter dem Protektorat des Erzherzogs Johann ins Leben gerufenen innerösterreichischen Verein zur Unterstützung und Beförderung der Industrie und Gewerbe schloß sich Enns als Filialorganisation an. Nach einem Ent wurf des Propstes von St. Florian Michael Arneth kam es 1843 zur Gründung eines Landwirtschaftsvereines. Der in Enns gegründete landwirtschaftliche Filialverein wirkte im Bereich des Traunviertels sehr verdienstvoll zur Verbreitung der Maul beerbäume^®. In der Pfarre Enns zählte der Verein 20 Mitglieder, darunter die Besitzer des Danielgutes, des Gottschaller- und des Wilhelmgutes. Um die Entwicklung der Maulbeerbaumkulturen und der Seidenraupenzucht hatte sich in Enns der bürger liche Bräumeister und Magistratsrat Ignaz Gruber besonders bemüht. Er galt als die Seele des Unternehmens. Ihm stand der Stadtarzt Dr. Cölestin Gugger, Edler von Staudach, ebenso engagiert zur Seite. Beide erhofften sich, daß die Seidenkultur als neuer und ertragreicher Industriezweig in wenigen Jahren aufblühen werde. Damals waren vom Ennser Magistrat schon 1.700 Maulbeerbaumsetzlinge aus der Baum schule in Aschach auf bisher ungenütztem städtischen Grund gepflanzt worden^'. Vinzenz Fürst von Auersperg auf Schloß Ennsegg ließ ebenfalls auf seinen Gründen 500 Setzlinge pflanzen. Gruber hatte beste Beziehungen zum Linzer Verein und ein besonders freundschaftlichesVerhältnis zum dortigen Vorstand Schmutz. Außer dem fand er direkten Kontakt zum Seidenfabrikanten Anton Chwalla in Wien. Schon im November 1842 hatte dieser durch seinen Faktor Franz Kaltenbrunner 6.000 Stück Setzlinge dem Ennser Verein zum Geschenk gemacht'®. Im Februar 1843 folgte eine Großsendung mit 10.000 Stück verschiedener Sorten. Diese Lieferung gelangte mittels Stellfuhr franko in 17 gebundenen, in Stroh verwahrten, birnförmigen Säcken mit angehängten flolztäfelchen nach Enns. Auf diesen Täfelchen waren mit den Nummern 1-5 die Sorten gekennzeichnet. Der Begleitbrief enthielt nähere Anga ben": Bericht über die am 30.12.1864 abgehaltene 6. Generalversammlung des Vereines zur Förderung der Seidekultur in Oö. S. 17. Schriftliche Mitteilung von Michael Freiseder, Bürgermeister von Gramastetten, vom 29. 10. 1984. StA, Sch, JGV, undatierter Brief Ignaz Grubers an Chwalla in Wien. Ebenda, SiProt 3. 5. 1843. " StA, Sch, JGV, SiProt 6. 11. 1842. Ebenda. Ebenda, Chwallas Brief an Ignaz Gruber, Wien, 25. 2. 1843.

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