OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreich einen guten Einblick vermittelt, weshalb diese Anmerkung im Wort laut wiedergegeben wird: Der löbl. Eifer für die Maulbeerbaum- und Seidenraupenzucht verbreitet sich, seitdem die Herren Stände Oberösterreich obigen Hrn. Hauptmann zur Anlage einer großartigen Maulbeerbaumschule so großmüthig unterstützen, auf eine höchst überraschende Weise. Diese umfaßt gegen wärtig hei 300.000 Stämme und Sträucher, und doch hat sie sich noch nebstbei durch Ankauf aus Regenshurg und Niederösterreich verstärken müssen, um Anfragen genügen zu können. Qberdieß verdankt die Provinz im heurigen Jahre, dem die Seidenraupenzucht so aufopfernd und großmüthig unterstützenden Hrn. Chwalla, Seidenfabrikanten in Wien (Niederlage Linz) ein Geschenk von 10.000 Maulbeerbäumchen und Sträuchern, mit welchen so viele Individuen in der Provinz und namentlich in Linz, Enns, Steyr, Weyer, Sierning, Ehelsberg, Florian etc. betheilt wurden, welche deren Anpflanzungen nach Steinhaus, Feyregg, Wimsbach, Gmunden etc. verbreiteten. Man darf mit Sicherheit annehmen, daß in Linz, Urfahr und dem nahen Kleinmünchen, schon gegenwärtig über 80.000 Bäumchen und Sträucher von Morus alha, moretiana und multicaulis gepflanzt ste hen, und daß nach Hrn. Hauptmann Reisingers Anpflanzungen, als die größte im Lande, jene des Hrn. Skola, Verwalter der hiesigen Versorgungs-Anstalten mit circa 60.000 Stücken zu betrach ten ist, so wie nebstdem des letzteren Seidenraupenzucht, eben so musterhaft in technischer Bezie hung als höchst ehrenwerth aus Humanitäts-Rücksichten, alle Beachtung verdient. Es bleibt immer hin eine Trophäe unserer Zeit, daß man das, was man hier zu Lande einmal als nützlich erkennt, kräftig durchzuführen auch Beharrlichkeit besitzt; 10 Jahre in gleichem Eifer fortgefahren, und das Land wird sich eines neuen lohnenden Industriezweiges sicher erfreuen. Nach Reisingers Tod am 18. September 1845 bemühten sich die Offiziere Fischer und Günther um die Reisingerschen Anlagen. Die beiden hatten von Seite des Militärs keine Hindernisse, konnten aber den geforderten Nachweis einer legalen Übernahme der Reisingerschen Kulturen nicht erbringen, weshalb ihnen die finan zielle Förderung durch den Landtag versagt blieb'®. Der Verein zur Förderung der Seidenkultur in Oberösterreich Im Jahre 1856 bildete sich unter der Führung von Graf Barth von Barthenheim ein Komitee, dem die Gründung eines Vereines zur Förderung der Seidenkultur in Oberösterreich folgte. Zu dieser Vereinsgründung schreibt die Allgemeine landund forstwirtschaftliche Zeitung (Wien 1856, S. 108): Der Verein will eine Musterlehranstalt für Seidenproduktion aus eigenen Mitteln ins Leben rufen, die Verbreitung des Maulbeerbaumes anregen und das Land einer ausgiebigen Zucht zugänglich machen. Der Verein wird Raupeneier und Laub an arme Leute abgeben, damit selbe die Raupenzucht in ihrer Wohnung als ein Nebengeschäft betreiben, und durch Einlieferung der erziel ten Cocons sich binnen 5-6 Wochen 20-30 fl.CM verdienen können. (So sagt das Programm des ' Stauber. S. 405.

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