OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Österreich war. Im sogenannten Museumstrakt des Schlosses erinnert ein Saal an die einstige Fabrikation in Walpersdorf^". In der Welser Heide sind Maulbeerpflanzungen und die Seidenraupenzucht schon um 1710 nachweisbar. Es wird vermutet, daß wegen ungünstiger klimatischer Verhältnisse ein Dauererfolg ausblieb". In Poneggen, Gemeinde Schwertberg, befand sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine vom Grafen Josef Gundacker von Thürheim betriebene Anstalt für Seidenraupenzucht". Von Maulbeerpflanzungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts berichten verschiedene Ortschroniken. Im Mühlviertel gab es 1813 neun Meister als Seidenzeugfabrikanten". Die Einführung moderner Maschinen dürfte zur Verarmung der dortigen Leinenweber geführt haben, die sich mit der Seidenraupenzucht eine neue Erwerbsmöglichkeit schaffen wollten. Im Gemeindegebiet Arnreit wurden zwischen 1836 und 1848 Maulbeer bäume gepflanzt. Der Ortschronist vermerkte dazu, daß wegen des rauhen Klimas die Versuche fehlschlugen". Der seit 1841 in Gramastetten niedergelassene Bader und Wundarzt Alois Peither hatte auf den praktisch wertlosen Gründen in der Kirch leithen Maulbeerbäume gesetzt, doch wollte die Seidenraupenzucht nicht recht gelingen". Privatmitiative in Oberösterreich In Oberösterreich ist die Einführung von Maulbeerkulturen und der Seiden raupenzucht mit dem Namen des pensionierten k. k. Hauptmannes Josef Reisinger verbunden, der für seine Initiative auch die Unterstützung des Landtages fand und mit Beschluß vom 15. September 1840 eine Subvention erhielt". Eine weitere finan zielle Förderung erfolgte 1843 aufgrund der guten Ergebnisse bei diesen Kulturen und für die Drucklegung der von Reisinger verfaßten Schrift über die Anpflanzung von Maulbeerbäumen. Ausgedehnte Maulbeerkulturen hatte Reisinger in Aschach an der Donau angelegt. Er wies in einem Aufruf in der Linzer Zeitung darauf hin, daß „Bäume und Seidenraupen im schönsten Aufkeimen begriffen sind und er jedem Besucher mit Vergnügen über die Behandlung der Seidenraupen, das Abhaspeln der Seide und überhaupt jede Aufklärung gibt"". Dieser Aufforderung ließ die Redaktion der Zeitung eine Ergänzung folgen, die über die Situation der Seidenraupenzucht in ' Mitteilungsblatt des Arbeitskreises der Betreuer volkskundlicher Sammlungen im Nö. Bildungs- und Heimatwerk. Beiträge zur Sachvolkskunde Nr. 1/1980. S. 9. ' Alfred Hofmann: Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich. Bd. 1. Linz 1952. S. 102. ' Georg Grüll: Die Strumpffabrik Poneggen. In: Mitteilungen des Oö. Landesarchivs. 6. Bd. 1959. S. 12. ' K. K. Instanzkalender für das Erzherzogthum Österreich ob der Enns auf das Jahr 1813. S. 344. ' Die Nachricht aus Arnreit danke ich Josef Weichenberger, Traun, der mir Seite 29 der handgeschriebe nen Ortschronik in Ablichtung beschaffte. ' Schriftliche Mitteilung des Bürgermeisters Michael Freiseder vom 29.10.1984, dem ich dafür danke. ' Staubers Historische Ephemeriden. Linz 1884. S. 403 ff. ' Linzer Zeitung Nr. 98 vom 21. Juni 1843. S. 392.

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