OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

Frühjahr um die Mitte Aprih. In Alleen ist ein Abstand von 20 Fuß (ca. 6 m) zu berück sichtigen. Bei hochstämmigen Maulbeerbäumen sind pro Joch 70-150 Stück zu ver anschlagen'. Im Jahre 1841 wurden in der Baumschule in Aschach an der Donau vom Maulbeerbaum mit weißen Beeren angeboten: 100 Stück 2jährige Stämmchen um 2 fl. CM, 100 Stück 3jährige Bäumchen um 3 £[., 100 Stück 4jährige Bäumchen um 4 fl., 100 Stück 5jährige Bäumchen um 8 fl., 100 Stück 6jährige Bäumchen um 12 fl.®. Außer den Blättern, die für die Seidenraupenzucht notwendig sind, liefert der Saft der weißen Maulbeere guten Sirup und sehr gesunden Essig. Außer dem Holz wird ein gelber Farbstoff gewonnen. Das Holz ist sehr hart und wird deshalb von den Tischlern sehr geschätzt^. Auch in den nördlichen Kronländern des damaligen Kaiserreiches wurde - gefördert von den Regierungen - die Seidenraupenzucht ein geführt. Die Initiativen der Regierungen blieben aber erfolglos, weil es für den wirt schaftlich denkenden Landmann rentablere Kulturpflanzungen gab als Maulbeer bäume. Ein Obstbaum, auf die gleiche Stelle gesetzt, brachte ein sichereres und höheres Erträgnis®. Historischer Rückblick Wien war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Seidenfabrikation und blieb es noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese Entwicklung erklärt sich aus dem zunehmenden Wohlstand der städtischen und allmählich auch der Landbevölke rung, die sich für die Kleidung im vermehrten Maße Seidenstoffe leisten konnte'. Im Schloß Walpersdorf wurde schon im 17. Jahrhundert unter dem Schloßherrn Sinzen dorf eine Seidenmanufaktur eingerichtet, die zum wichtigsten Betrieb der österrei chischen Orientkompagnie wurde. Dazu kamen 1666 ein niederländischer Seiden spinner mit fünf Gesellen und zwei Lehrlingen, ein venezianischer Seidenfärber und ein französischer Färbergeselle nach Walpersdorf. Die hier erzeugten Seidenfäden wurden in Traiskirchen für den Bedarf des Hofes weiterverarbeitet. Aber nicht lange bestand dieser Betrieb, der einer der ersten merkantilistischen Betriebe in NiederEbenda. S. 15. ' Ferdinand Machts: Die Wertschätzung landwirtschaftlicher Güter. Wien 1870. S. 84. ^ Linzer Zeitung Nr. 81 vom 21. 5. 1841. S. 279. Linzer Zeitung Nr. 46 vom 22. 3. 1843. S. 184. ® August Freiherr von Babo: Natur und Landbau. Straßburg 1874. II. S. 324. ' Ernst Bruckmüller. In: Österreich zur Zeit Kaiser Joseph II. Nö. Landesausstellung 1980, Stift Melk. Kata log. S. 60.

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