OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

len Veränderungen der letzten Jahrzehnte, dem Übergang vom Gesinde- zum Fami lienbetrieb, sind allerdings auch die Wohnansprüche der ländlichen Bevölkerung berechtigterweise gestiegen. Stube und Küche waren für die verminderte Personen zahl tatsächlich häufig zu groß dimensioniert, für das nach wie vor übliche Neben einander mehrerer Generationen auf einem Bauernhof erwiesen sich die vorhande nen Raumreserven aber durchaus als Vorteil. Speziell die Schlafräume wurden meist ausgedehnt, sodaß gerade die Obergeschosse wesentlich mehr als früher in den Wohnbereich miteinbezogen wurden. Zudem benötigt ein moderner Bauernhof noch zahlreiche Räume ehemals unbekannter Art (Sanitärräume, fieizraum, Wirt schaftsraum, Arbeitszimmer, Werkstätte etc.), die in den geräumigen Wohntrakten der Vierkanter relativ leicht unterzubringen waren. Verkleinert wurde der Hausstock nicht selten durch den Einbau von Garagen. Ein wie einstmals typisches Raumgliederungsschema kann auch für den Wohntrakt der Vierkanter nicht mehr erstellt werden. Die Palette möglicher Grund risse reicht von bloßen Funktions Veränderungen einzelner Räume - die eingetretenen Veränderungen werden oft schon allein durch die Umbenennung einzelner Räume wie Wohnzimmer statt Stube deutlich - bis zu völlig neuen Gesamtlösungen, bei denen selbst das durchgängige Vorhaus aufgegeben wurde. Jedenfalls wird die Integration des Wohnhauses in den Hofverband heute durchwegs als sinnvoll aner kannt. 4. Der Vierkanter als bleibender Repräsentant des oberösterreichischen Bauerntums? Alleine nach den Finanzierungskosten zu schließen, wäre einer derart groß dimensionierten Hofform wie dem Vierkanter auf längere Sicht wohl kaum der ge sicherte Weiterbestand zuzubilligen. Ein völliger Neubau würde sich mit etwa 8 bis 10 Millionen Schilling zu Buche schlagen, die Errichtung eines „modernen" Gehöftes käme auf rund die Hälfte. Verständlich, daß seit 1945 im Untersuchungsgebiet ledig lich drei Vierkanter völlig neu erbaut wurden. Im direkten Vergleich hierzu scheint die Abtragung von 163 meist leerstehenden Vierkanthöfen seither geradezu erschreckendzu sein, angesichtseiner heutigenGesamtzahlvon 9.624 aber kaum ins Gewicht fallend, geht doch die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe allgemein lau fend zurück. Die Fluktuation, die sich aus der Auflösung ehemaligerVierkanter und dem Ausbau ehemals anderer Gehöftformen zu Vierkanthöfen (beispielsweise Mühlviertier Dreikanthöfe) ergibt, konnte allerdings nicht erfaßt werden. Seine Hauptfunktion wird aber weiterhin im rein landwirtschaftlichen Bereich zu suchen sein, eine Verwendung für andere Zwecke ist noch sehr selten. Nur 339 der landwirtschaftlich genutzten Vierkanter weisen eine zusätzliche Betriebs stätte (z. B. Gasthaus) auf. Auch der in manchen Landesteilen als Hoffnungsträger für zusätzliche Einkommensmöglichkeiten der Bauern eingeschätzte „Urlaub auf dem Bauernhof" spielt praktisch keine Rolle. Ganze 218 landwirtschaftliche Vierkanthöfe (2,4 %) vermieten Zimmer an Fremde. Mangelnde touristische Attraktivität des Ver-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2