OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 4

einzugehen - der Ackerbau (Mais, Weizen, Zuckerrübe, Gemüse) im Vordergrund. Hinlänglich bekannt dafür ist der Bereich der Traun-Enns-Platte, wo meist eine spezialisierte Veredelungswirtschaft, sei es Schweine-, Rinder- oder Geflügelhaltung, hinzukommt, falls die Viehhaltung nicht überhaupt aufgegeben wurde. In den Rand lagen wird überwiegend Acker-Grünland-Wirtschaft, zum Teil noch verbunden mit einer gemischten Veredelungswirtschaft, betrieben. Der Trend zu einer stärkeren Spezialisierung ist allerdings auch hier unübersehbar. 2. Der Vierkanter im Funktionswandel der Gegenwart Die Gebäude eines landwirtschaftlichen Betriebes sind wichtige Hilfsmittel für die Produktion und die erfolgreiche Wirtschaftsführung und müssen daher der jeweiligen betrieblichen Zielsetzung entsprechen. Das bedingt keine starren Gebilde, sondern eine ständige Anpassung der Gehöfte an die geltenden wirtschaftlichen Gegebenheiten. Die Entwicklung der Landwirtschaft verlief bis in das 19. Jahrhundert ohne tiefgreifende Umwälzungen. Ausschlaggebend war das Streben nach Selbstversor gung, verbunden mit einer vielfältigen Produktionsweise, die im Gesindebetrieb mit einem hohen Einsatz an manueller Arbeit bewältigt werden mußte. Die Anforderun gen an die Gebäude blieben daher im wesentlichen lange Zeit gleich. Mit dem Beginn der Industrialisierung, insbesondere aber nach dem Zweiten Weltkrieg, kam es im Bereich der Landwirtschaft durch die Abwanderung der Arbeitskräfte sowie die Mechanisierung der Betriebe zu einer wahrhaft revolutionä ren Entwicklung. Die Bauern waren gezwungen, innerhalb weniger Jahre eine totale Änderung der betriebswirtschaftlichen Orientierung und der ArbeitsVerrichtung vorzunehmen und sich den geänderten Verhältnissen anzupassen. In der Praxis bedeutete dies eine Abkehr von der Subsistenzwirtschaft zugunsten einer zuneh menden Spezialisierung. Im Laufe der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts vollzog sich somit der Wandel von den ursprünglich arbeitsintensiven, auf Naturalwirtschaft und Selbstversorgung ausgerichteten Bauernwirtschaften zu kapitalintensiven und marktorientierten Betrieben mit entsprechender Betriebseinrichtung und -führung. Für den vielseitig orientierten Betrieb gab es einen klar festgelegten Bedarf an baulicher Substanz.Ein Bauernhofbenötigt Räume für den Menschen(Wohnhaus), das Vieh (Ställe), die Ernte (Scheune) und das Gerät (Schuppen). Diese vier Funktions bereiche entsprechen den Hauptgebäuden bzw. -trakten eines Vierkanthofes, dessen mächtiger Baukörper eine durchschnittliche Seitenlänge von 30 bis 40 Metern im Geviert erreicht. Der unter gänzlich anderen Voraussetzungen errichtete Baubestand genügte nach dem Zweiten Weltkrieg den geänderten Wirtschafts- und Arbeits weisen nicht mehr. Ebenso blieben die neuen persönlichen Bedürfnisse der bäuer lichen Bevölkerung (leider oft unkritisch der „städtischen" Lebensweise entnommen) nicht ohne Folgen für das Gehöft. Der klassische Vierkanthof, jener Typus, der Ende des 19. Jahrhunderts seine volle Entfaltung erreichte, war für vielseitig geführte Ackerbaubetriebe mit aus-

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