vorsticht (Tabelle ib und Grafik 6). Die Möglichkeit, im nahen Zentralraum von Linz (ca. 50 km entfernt) in den Industriebetrieben zu arbeiten, hat manche Vollerwerbs bauern zu Pendlern und Nebenerwerbsbauern werden lassen, in Bad Hall war es das Dienstleistungsgewerbe. Auch physiognomisch sind gravierende Unterschiede zwischen dem klassi schen Fremdenverkehrsort Bad Hall und den beiden in den siebziger Jahren auf gebauten Kurorten sichtbar. Während im Kurrayon Bad Halls neoklassizistische Bauten nur von wenigen Neubauten ergänzt werden und stilvolle Gartenanlagen an das Fin de siede erinnern, im Marktbereich die Bürgerhäuser in ihren Bestand nach dem letzten Brand im 19. Jahrhundert renoviert wurden und ein harmonisches Ensemble darstellen, wirken in Bad Kreuzen und Bad Zell die Bauten der Kurhäuser im glatten, funktionellen Betonstil der sechziger und siebziger Jahre etwas fremd in den Kleinmärkten der Streusiedellandschaft. Der Kurfremdenverkehr der drei Gemeinden Er spielt die tragende wirtschaftliche Rolle. Dies schlägt nicht nur in der stei genden Beschäftigtenzahl im tertiären Bereich zu Buche, sondern kann besonders auch an den wachsenden Übernachtungszahlen abgelesen werden (Grafik 7, loga rithmischer Maßstab). Allerdings stagnierten die Zahlen in Bad Hall Anfang der achtziger Jahre, weshalb die Kurverwaltung eine Befragung durchführen ließ. Es sollten dadurch nicht nur demographische Ergebnisse über Alters-, Geschlechts und Sozialstrukturen der Privatgäste in der Hochsaison analysiert werden, sondern auch Herkunftsgebiete, Kurmotive- und -häufigkeit sowie Stimulierungseffekte für die Wahl Bad Halls. Als Ergebnis war ein Rückgang der ausländischen Gäste fest zustellen, der vielschichtige Gründe zeigte. So beruhte der Rückgang der israelischen Besucher auf dem „Libanonkonflikt". Er unterbrach die Gepflogenheit ihrer traditio nellen alljährlichen Familientreffen. Die Gäste aus der Bundesrepublik litten unter dem 1982 erlassenen „Kostendämpfungsgesetz", worauf ihr Besucherrückgang ein setzte^®. Zur Ankurbelung des Kurfremdenverkehrs wurde daher in Bad Hall ein neues „Marketingkonzept" entwickelt, das neben den bekannten und erfolgreichen Therapien der Bade- und Trinkkuren auch moderne Sport- und Unterhaltungs angebote enthält und langfristig wirksam werden soll. Über solch aufwendige Propaganda zur Imagekorrektur können die beiden anderen Kurorte nicht verfügen. Bad Zells Kurgäste sind zu 75 Prozent von Kranken kassen zugewiesen oder gehören Kinder- und VOEST-Erholungsturnussen an. Bad Kreuzen stützt sein Angebot auf die ruhige, harmonische Atmosphäre im Kurbetrieb und als Ergänzung dazu auf die „heile Welt" des bäuerlichen Umlandes. Es kommen in den zehn Monaten des Kurbetriebes (Februar bis November) zu 80 Prozent Stammgäste, die bis über zehnmal schon dort gewesen waren. M. Kadi: Kurorte auf Imagetour. In: Die Presse, 14. 2.1986, S. 20. 259
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