OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

edaphische Voraussetzungen nach Koppen (Meteorologe) und Machatschek (Physiogeograph) auseinander. Das Kurwesen in Österreich und seine Bedeutung für den Fremdenverkehr heute Ab Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich neue Entwicklungen abgezeichnet. Der Baineologe DrexeP^ führte bei der Jahrestagung 1984 des „österreichischen Heilbäder- und Kurorteverbandes" in Gastein aus: „In unserem Jahrhundert hat sich ein Panoramawechsel der Krankheiten vollzogen, so daß mehr chronische, Verhal tens- und Zivilisationskrankheiten vorherrschen, die teilweise auch mit der Verschie bung der Alterspyramide in die Bereiche älterer Lebensgruppen zusammenhängt. Dazu kommen Zigarettenkonsum, Überernährung, Bewegungsmangel, psychosozialer Streß u. a. Dadurch entstehen Stoffwechselerkrankungen und chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates. So haben alters- und verhaltensbedingte Erkrankungen eine hervorragende Bedeutung in den Bade- und Kurorten." Durch den Gesellschaftswandel bedingt hat sich eine stark verbesserte soziale Gesetzgebung entwickelt. Sie ermöglicht es nun allen Berufsschichten der Bevölkerung und ihren Angehörigen, auf Krankenkassenbasis Kuren zur Regenera tion oder Heilung durchzuführen. Daher ist die soziale Schichtung in den Kurorten schon seit der Zwischenkriegszeit, besonders aber seit 1945 stark gestreut. Es dominiert nicht mehr wie vorher der zahlende Privatgast der Oberschicht, sondern der Krankenkassenpatient^^' Der Geograph Wirth sagt dazu: „Erst wenn zur Frage nach der Ursache menschlichen Verhaltens die nach Sinn, Zweck und Bedeutung von Handlungen tritt, besteht die Möglichkeit, dem Menschen und seiner Umwelt gerecht zu werden." In Österreich regelt seit 1945 ein Bundesrahmengesetz die Richtlinien für Kurorte und ihre Einrichtungen sowie die allgemeine Anerkennung als Kurort. Die einzelnen Landesregierungen haben dazu Ergänzungen vorgenommen. Seit 1945 sind alle Heilquellenorte, Luftkurorte und Orte mit Kaltwasserheilanstalten im „österreichischen Heilbäder- und Kurorteverband (ÖHKV)" zusammengeschlossen. H. Drexel: Probleme der Kurortetherapie aus ärztlicher Sicht. In: Balneologische-Bioklimatische Mit teilungen. ÖHKV 23, Wien 1985, S. 5-10. Abteilung Wissenschaftim österreichischen Heilbäder- und Kurorteverband. Drexel ist Vorstand des Instituts für Balneologie und Klimatologie an der Universität München. C. Kaspar: Zukunftsaspekte des europäischen Heilbäder- und Kurortewesens aus westeuropäischer Sicht. In: Schriftenreihe der ÖHKV, Wien 1968, S. 18: „Schon 1965 waren in der Deutschen Bundes republik 63%, in Italien 66%, in Frankreich 74% der'Kurgäste als Sozialgäste verzeichnet." Huhatka/Nömayer führten 1983 in Bad Hall eine Befragung der ca. 25 % privaten Kurgäste durch, deren Ergebnis über die mangelnde Kurbereitschaft auf privater Basis Auskunft geben sollte. Unveröff. Manuskript1983/84,Bad Hall. E. Wirth: Wahrnehmungszentrierte Forschungsansätze in der Geographie. In: Geographische Zeit schrift, 69. Jg., 1981, S. 194. 241

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2