OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

Österreichs Bäderwesen In Österreich entwickelte sich zur Zeit des Vormärz, in der sogenannten Bie dermeierzeit, ein reges Badeleben. Dies an Orten mit Heilquellen (z. B. Bad Ischl, Bad Hall), in Luftkurorten (z.B. Gmunden), und da auch die Heilkraft des Meerwassers bekannt war, an der Adria (z. B. Abbazia). Allerdings waren diese Badeorte der gesell schaftlichen Oberschicht, daher dem Adel und später dem Großbürgertum vor behalten. Die „einfachen" Leute pilgerten weiterhin zu den „Wildbädern", meist kalten Quellen, denen man im Volksglauben „mythische" Kräfte zuschrieb. Als Begründer der österreichischen Balneologie ist der Van-Swieten-Schüler Johannes Nepomuk Ritter von Crantz anzusehen. Er verfaßte im Auftrag von Maria Theresia 1777 ein grundlegendes Werk über die „Gesundbrunnen der österreichi schen Monarchie"^. Diesem Werk folgten mehrere Ländertopographien, die sich aus führlich mit dem gleichen Themenkreis beschäftigten^. Die Entwicklung des österreichischen Bäderwesens erhielt später, gleich wie in anderen europäischen Staaten, ein Rahmengesetz, das „Reichssanitätsgesetz 1870". Es gab den aufblühenden Kur- und Badeorten Richtlinien für ihre Einrichtun gen und Entwicklungsmöglichkeiten. Die damals vorwiegend besuchten Kurorte erinnern heute noch physiognomisch an diese Zeit, gleichviel ob im Nachkriegs österreich oder den „Nachfolgestaaten". 1911 schlössen sich alle Bäder im „österrei chischen Kurorte- und Heilbäderverband" zusammen. Im alten Österreich hatten vor allem die Bäder der Thermallinie, die der Süd steiermark, des Salzkammergutes, Gasteins und die „böhmischen Bäder" die größte Bedeutung. Rechtlich standen sie unter der Verwaltung der öffentlichen Hand (des Staates, Landes oder eines Landesfürsten). Im Gegensatz dazu waren die „Badein" nur in „privater Hand". Diese meist kalten Quellen wurden bei den häufig auftreten den Augenleiden (hervorgerufen durch schlechte Beleuchtung oder die „Rauch kucheln") sehr geschätzt. Man nannte sie häufig „Augenbrünndln", andere, die zur Pestzeit Gesundung brachten, „Pestbrünndln". Heute noch ist ihr Standort an den darüber gebauten sakralen Denkmälern, Bildstöcken oder Kapellen erkennbar, wenn ^ Er schreibt in seiner Einleitung dazu: „Obgleich die von Eurer Majestät geheiligtem Throne erlassenen, allerweisesten Verordnung die Gesundheitswässer allerhöchst Dero sämtlichen Staaten zu unter suchen eigentlich nur die Landphysiker angiengen, so forderte doch diese wohltätige, so göttlich menschenfreundliche Absicht, davon noch kein Regent, kein Volk ein Beyspiel aufzuweisen hat, und die Titus selbst beneiden würde, jeden Naturforscher auf, zur Vollführung derselben nach Kräften beyzutragen. Mir sagte ein inneres Gefühl: Dieß ist der Willen der Allerhuldreichsten Mutter Ihrer Völ ker,'der allgemeinen, alles umfassenden Wohltäterin des Menschengeschlechtes. Ihr Wille soll Deine Richtschnur sein." ^ B. Pillwein: Bäder und Gesundbrunnen in Oberösterreich. Linz 1824. Er zählte 22 Bäder auf, deren Namensreste noch heute darauf hinweisen (Reindl....... röhrl, Sikker....... brunnen usw.). - Ed. Koch: Die Mineralquellen des gesamten österreichischen Kaiserstaates in topographischer und therapeuti scher, historischer und physikalischer Beziehung. Wien 1945,2., verb. Aufl. - A. v. Haerdtl: Die Heil quellen und Kurorte des österreichischen Kaiserstaates nach amtlichen Mitteilungen beschrieben. Wien 1862. 238

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