ser fest und prüfte ihn sowie die Temperatur der hydrothermalen Quellen auf ihre Heilkraft. Viele Quellen waren schon altbekannt und seit der Römerzeit benutzt worden, inzwischen aber in Vergessenheit geraten. Für die Entstehung eines Kurortes sind folgende Standortfaktoren^ zu beachten: 1. Naturräumliche Gegebenheiten a) der geologische Gesteinsverband, aus dem die Quelle stammt, und welchen sie bis zum Quellaustritt durchquert b) das Bioklima ^ c) die Lage im Landschaftsraum (Relieffaktoren) d) die Lage in einer Quellschutzzone 2. Humanökonomische Gegebenheiten a) die Verkehrslage b) die Infrastrukturausstattung c) die allgemeine und gesundheitspolitische Situation Die gesetzlich anerkannten Kurorte erfuhren in Bedeutung und Ausstattung im Laufe der Zeit Veränderungen, die im Zusammenhang mit Gesellschaftspräferen zen, aber vor allem durch die Veränderungen der dominanten Krankheiten standen und stehen. So sind es in der postindustriellen Zeit vor allem die Städter, die durch Zivilisationskrankheiten, wie Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, geschädigt sind. Der Berufsstreß, aber auch die vielen störenden Umweltfaktoren wie z. B. das Stadtklima mit seinen Inversionslagen, seiner verarmten ultravioletten Strahlung und der Niederschlagsverschmutzung, die Lärmüberflutung, die technischen Reize inner- und außerhalb des Wohnbereiches und die schrumpfenden Grünflächen, die durch Wohnbauten und Verkehrsanlagen dezimiert sind. All dies wird immer bedrohlicher für den menschlichen Organismus. ^ R. Müller: Die natürlichen Standortvoraussetzungen von Heilbädern, ihre wirtschaftliche, medizini sche und gesellschaftliche Wertung. In: Zeitschrift f. Wirtschafts- und Sozialgeographie, 28. Jg., 1984, S. 73-79. ^ Schon Alexander von Humboldt hat dem Bioklima einen hohen Stellenwert zugeschrieben. Seine Defini tion hat heute noch allgemein verständliche Gültigkeit: „Alle Veränderungen in der Atmosphäre, die unsere Sinne merklich affichieren, nämlich Temperatur, Feuchtigkeit, Veränderung des barometri schen Luftdruckes, Wind, die Größe der elektrischen Spannungen, die Reinheit der Atmosphäre oder ihre mehr oder minder gasförmigen Exhalationen, endlich der Grad der habituellen Durchsichtigkeit und die Heiterkeit des Himmels, welche nicht bloß wichtig ist für die vermehrte Wärmestrahlung des Bodens, die organische Entwicklung der Gewächse und die Reifung der Früchte, sondern für die Ge fühle und die Seelenstimmung des Menschen." Aus: R. Reiter: Ergebnisse der kurortklimatischen Bedingungen. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft München, Bd. 53, München 1968, S. 71-79. 237
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