Kurwesen und Fremdenverkehr am Beispiel von drei oberösterreichischen Gemeinden Von Malvine Stenzel Das „Gesundheitsbewußtsein"^ ist einem steten Wandel unterworfen. Man denke nur an die „Reaktorkatastrophe von Tschernobyl" im Mai 1986 oder auch an die Rheinverschmutzung im gleichen Jahr. Immer intensiver wird die Industriegesell schaft dadurch zur Hellhörigkeit für Umweltanliegen und Umweltschutz mobilisiert. Mehr und mehr werden die Forderungen nach Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Umwelt, der Reinhaltung von Luft und Wasser - daher Minimierung aller Schad stoffe - laut, um die Gesunderhaltung des Menschen, aber auch seines Lebensraumes zu gewährleisten. Die Heilkraft des klaren Wassers sowie der Mineral- und Thermalwässer zur Gesundheitsvorsorge sind altbekannt. Daraus resultierende Badegewohnheiten sol len nun in einem kurzen Überblick gestreift werden. In ariden und semiariden Räumen waren und sind auch heute noch bei vielen ethnischen Gruppen (z. B. Indern, Islamiten, Juden) Waschungen aus religiösen Grün den vorgeschrieben. In der Antike haben die Griechen und vor allem die Römer einem richtigen Badeluxus gefrönt.^ Im europäischen Raum war im Mittelalter die Wallfahrt zu den „Gesundbrunnen" von Bedeutung und führte auch bei vielen zu Gesundungseffekten. Bekannt sind die spätmittelalterlichen Badesitten sowie im 16. und 17. Jahrhundert die Trinkkuren mit Eisensäuerlingen. Selbstverständlich unter brachen häufig Kriege diese Gepflogenheiten, die man als Frühform des Kurfremden verkehrs bezeichnen kann. Im Zeitalter der Romantik, als besonders die ästhetischen Werte der Natur betrachtet wurden, erkannte man auch ihren Heilwert für den Menschen. Parallel dazu entwickelte sich die wissenschaftliche Balneologie. Sie stellte aufgrund chemischer und physikalischer Analysen den Mineralgehalt^ der Gewäs- ^ Die Weltgesundheitsorganisation (OMS, WHO) definiert die Gesundheit als den Zustand körper lichen, geistigen und seelischen Wohlbefindens. ^ A. Grünthal: Allgemeine Geographie der Kurorte. „In die römische Kaiserzeit fällt die erste große Blüte der Kurorte. Zu dieser Zeit, wie auch später immer wieder, werden Kurorte zugleich Stätten von Pracht, Luxus und Vergnügen." In: Archiv f. Fremdenverkehr, Wien 1934/35, Bd. 35/1, S. 7-20. ^ Der Franzose Courtois entdeckte 1811 die Heilwirkung des Jodes und dadurch auch die des Meer wassers sowie der Salzsole. Sie waren wirksam gegen die Kropfleiden ebenso wie gegen die damals sehr häufige Skrophulose, eine Art Tuberkulose. 236
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2