haben. Im Februar verfiel er dann in eine lebensgefährliche Krankheit, die ihn bis Ende Mai ans Bett fesselte und an jeder Tätigkeit hinderte. Es spricht für seine große Beliebtheit, daß man in München allgemein Anteil am Befinden Herman Schmids nahm. Zu seinem 65. Geburtstag erreichte ihn die Ernennung zum Ehrenmitglied des 1849 gegründeten Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt am Main. Unter den zahlreichen Glückwünschen, die ihm zugingen, mag ihn der Geburtstagsbrief seines Monarchen besonders erfreut und geehrt haben. „Mein lieber Dr. Herman von Schmid! Ich kann die Feier Ihres Geburtstages nicht vorübergehen lassen, ohne Ihnen zu derselben den Ausdruck meiner besten Glück- und Segenswünsche zu senden. Daß Sie die diesjährige Wiederkehr des Festes auf dem Krankenlager findet, läßt Mich Ihrer heute mit besonders warmer Anteilnahme gedenken. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Ihnen der beginnende Frühling die Genesung und die volle Frische des Körpers wiederbringen möge, und versichere Sie hiebei gerne neuerdings der huldvollen Gesinnungen, womit Ich bin Ihr wohlgewogener König Ludwig 11. München, den 30. März 1880."®^ Auf ärztlichen Rat suchte der Dichter im oberbayerischen Wildbad Adel holzen Erholung und Genesung von seinem Leiden, wenngleich er an einer vollstän digen Wiederherstellung seiner Gesundheit zu zweifeln schien. Aus der Zeit seiner schweren Erkrankung datieren seine von Todesahnungen erfüllten Verse, die uns Ludwig Trost überliefert hat: Einen Frühling noch gieß mir in den Becher ein: Einen, wie diesen noch, Lenker der Schickungen, Einmal noch lass' dies Werden Schaan mich, dieser Entfaltung Pracht!^^ Für die Rückkehr aus Adelholzen hatte man dem Dichter eine Sympathie kundgebung zugedacht, an der sich Persönlichkeiten aus allen politischen Lagern beteiligen wollten. Auch früher, bei seinen Aufenthalten in den Bergen, wurde er von den Dorfbewohnern immer feierlich und beifällig willkommen geheißen. Nun aber bot der bedenkliche Gesundheitszustand Schmids keine Möglichkeit mehr zu fest lichen Ovationen. Man hoffte zwar auf Besserung seines Befindens, doch verschlech terte sich der Zustand mit jedem Tag. Eine Lungenentzündung beschleunigte dann den jähen Kräfteverfall und den Eintritt des Todeskampfes. Noch einmal aus der Agonie erwacht, es war am Abend des 18. Oktober, sagte er, sich seines nahen Todes «7 Wie Anm. 85. 8» Trost. S. 84. 226
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