10. In der Volksbildung und Kommunalpolitik Herman Schmid war in München nicht nur als volkstümlicher Schriftsteller angesehen, er war auch ob seines geselligen und hilfsbereiten Wesens in breiten Krei sen der Bevölkerung beliebt. Neben seiner Lehrtätigkeit am Konservatorium, wo er als ordentlicher Lehrer Rhetorik, Poetik, Deutsche Literatur- und Theatergeschichte unterrichtete, war er auch in der Volksbildung tätig. Aus Münchner und Augsburger Pressemeldungen der Jahre 1875-1879 sind uns einige Themen, die von ihm in Vor tragsreihen behandelt wurden, bekannt, so z. B.: ,,Über den Begriff des Schönen und dessen Entwicklung''(Vortragsreihe 1S75I76); „Über die deutsche Bühne" {zwei Vorträge im Jänner 1S77); „Über das Häßliche. Was in der Kunst als häßlich bezeichnet wird" {14:. Jänner 1878 im kaufm. Verein); „Das Tragische und Komische" (12. November 1878 im kaufm. Verein) und „Über Schönheitslehre"{am 14. Februar 1879 im Rahmen der populär-wissenschaft lichen Vorträge im nördlichen Schrannenpavillon bei freiem Eintritt). Für seine Schüler veröffentlichte Schmid im Jahresbericht der Königlichen Musikschule 1879 einen Aufsatz über „Lessing und Ekhof". Herman Schmid war nicht nur an der kulturellen Fortbildung Erwachsener durch seine Vortragstätigkeit im Volksbildungsverein und im kaufmännischen Ver ein interessiert, er hat sich zudem als Freund der Kinder erwiesen, unter denen er sich großer Beliebtheit erfreute. Noch lange nach seinem Tode wußte man davon in der Giesinger Vorstadt zu berichten. Das Ansehen und die Beliebtheit Herman Schmids veranlaßte wohl auch seine Wahl zum bürgerlichen Magistratsrat der Haupt- und Residenzstadt des Königreiches Bayern. Am 6. Februar wurde er von Bürgermeister Dr. Erhard als neugewähltes Mitglied des Magistratsrates eingeführte^ Diesem Ehrenamt fühlte sich Herman Schmid als äußerst populäre Persönlichkeit ganz besonders verpflichtet; außerdem mag es dem seinerzeit zwangspensionierten Kreis- und Stadtgerichts-Assessor wohl auch eine gewisse Genugtuung bereitet haben, sich nunmehr als gewähltes Mitglied des Magistratsrates für das Wohl seiner Mitbürger einsetzen zu können. Seinen zahl reichen gesellschaftlichen und kulturellen Verpflichtungen als Magistratsrat kam er gewissenhaft nach, ohne dabei seine schriftstellerische Arbeit hintanzustellen. Begreiflich, daß er zur Mitwirkung im Rahmen von WohltätigkeitsVeranstaltungen immer bereit war. Sein kulturpolitisches Interesse richtete Schmid u.a. auf eine Re organisation des Oktoberfestes. Nach seinem Vorschlag sollte es alle drei Jahre gefeiert und mit literarischen und künstlerischen Wettbewerben verbunden werden. Zudem sollten von der Bürgerschaft Münchens Freiluftaufführungen veranstaltet werden, bei welchen Dramen aus Bayerns Geschichte dargeboten werden sollten. Zur Realisierung bzw. zur Ausarbeitung konkreter Pläne für die Reorganisation der Oktoberfeste kam es allerdings nicht mehr. Schmids Mandat endete nach zwei Jahren. Die Abschiedsrede in der letzten Magistratssitzung des Jahres 1878 hielt [Münchener] Neueste Nachrichten Nr. 39 v. 7.2.1877 und Augsburger Abendzeitung Nr. 38 v. 7. 2. 1877. 223
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