denden Künste und als großzügiger Bauherr unternommen hatte, wollte nun dessen Sohn auch für das literarische Leben von Bayerns Metropole leisten. Bereits im Jänner 1852 berief er den Lübecker Dichter Emanuel Geibel als Vorleser an seinen Hof nach München und ernannte ihn zudem zum Honorarprofessor für deutsche Literatur und Metrik, wohl mit dem Ziele, eine Münchener Dichterschule zu begründen. Durch Vermittlung Geibels wurde 1854 der Berliner Paul Heyse (1910 als erster Deutscher mit dem Nobelpreis ausgezeichnet) vom König nach München berufen. Geibel und Heyse bildeten als „Berufene", wie sie genannt wurden, den Mittelpunkt des Münche ner Dichterkreises, zu dem sich der ebenfalls 1854 nach München als Professor der slawischen Sprachen und Literaturen berufene Dichter Friedrich Martin Bodenstedt gesellte. Mit Geibel und Heyse nahm er regelmäßig an den Symposien Maximi lians II. in der alten Residenz teil. Die von den „Berufenen" gegründete Dichtergesellschaft der „Krokodile" oder „vom Krokodil" vereinigte eine Reihe der im München der zweiten Hälfte des 19. Jahr hunderts versammelten Prominenz des literarischen Lebens. Mit Herman Schmid waren es Felix Dahn, Josef Viktor von Scheffel und Hermann von Lingg, der mit dem scherzhaften Gedicht vom alten Krokodil „Im heil'gen Teich zu Singapur" zum Namen der Dichtergesellschaft Anlaß gegeben haben soll. Man kam „im Teich" zusammen, um literarische Fragen zu besprechen und sich über Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt auseinanderzusetzen. Stets lasen die Mitglieder der Gesell schaft auch aus ihren Manuskripten; anschließend wurde das Gelesene kritisch besprochen. Das in der Nr. 34 der „Gartenlaube" von 1866 veröffentlichte Gruppenbild „Im Krokodil" von Th. Pixis zeigt Herman Schmid neben Paul Heyse stehend. Die Gesellschaft soll eigentlich „Der heilige Teich" geheißen haben. Viele der „Krokodile" (jedes Mitglied führte einen Namen von mythischer Bedeutung, Schmid wurde nach dem portugiesischen Dichter Camoes genannt) werden heute noch in der Literatur geschichte erwähnt, so etwa Melchior Meyr, der mit seinen Dorfgeschichten aus dem Ries zum Vorläufer der Heimatkunst wurde, der Schweizer Dichter Heinrich Leuthold, der Offizier, Maler und Lyriker Wilhelm von Reder, der Lyriker Wilhelm Hertz, der auf dem Bilde das Krokodil trägt, oder Hans von Hopfen, Sekretär der Schillerstiftung, der zweite Träger des Krokodils. Die Gesellschaft besaß tatsächlich ein präpariertes Krokodil, welches Emanuel Geibel von einer größeren Reise mit gebracht hatte und das bei feierlichen Anlässen im Klubraum aufgestellt wurde. Eine Pyramide diente zur Aufbewahrung von Schriften. Pixis stellt den Augenblick der ersten feierlichen Einführung des Krokodils in die Gesellschaft dar.®^ Der frühe Tod Maximilians II. am 10. März 1864 bedeutete zwar das Ende der königlichen „Tafelrunde", doch die „Krokodile" pflegten auch weiterhin Gesellig keit und Gedankenaustausch ebenso wie der Kreis der „Zwanglosen, dem Herman Schmid gleichfalls angehörte. Für ein Fest der „Zwanglosen" verfaßte er ein Sonett. Gerne fand sich Schmid beim Künstlerstammtisch im Cafe London ein. Er war ein Siehe dazu den Artikel (ungezeichnet) „Krokodile in München". In: Die Gartenlaube. Illustriertes Fami lienblatt. Hgb. Emst Keil. Nr. 34/1866. S. 531-534. 218
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