geworfen wurde, da er ja Ernst Keil und der „Gartenlaube" seine Bekanntschaft im Leserpublikum verdankte und nun mit einem konkurrierenden Journal gegen Keil auftrat. Schmid war sich jedoch keiner Schuld bewußt, zumal er Keil über seine Her ausgeberschaft berichtet und von ihm die Erklärung erhalten hatte, daß Platz und Bahn offen und weit genug seien und daß man sich nicht befeinden müßte, wenn man miteinander konkurriere. Schließlich arbeitete Schmid ja auch mit anderen Journalen zusammen, wie z. B. mit Jankes Romanzeitung in Berlin. „Der Heimgarten' erlebte allerdings nur die beiden Jahrgänge 1864 und 1865. Zunächst erschien Schmids „Die Sendlinger Mordweihnacht" oder „Der Jägerwirth von München" (1864). Mit der Honorierung der Beiträger zum „Heimgarten" erwies sich Pustet keineswegs als kleinlich. So erhielt Adalbert Stifter bereits am 23. Juli 1863 den Betrag von 100 fl. in Gold als A-Conto-Zahlung für einen von ihm noch zu liefernden Beitrag. Es handelte sich dabei um Stifters Erzählung „Nachkommenschaften", die im „Heimgarten" von 1864 (Nr. 6-8) erstmals erschien. Stifter hatte die Handschrift der Erzählung am 20. Oktober 1863 anläßlich einer Schulinspektion in Schärding und Ried während der Abendstunden noch durchgesehen und überarbeitet, ehe er sie am folgenden Tag nach München absandte.^^ Auch Oskar Horn, dessen Novelle „Die Sängerin" im September 1864 im „Heimgarten" in Satz ging, hatte bereits im Juni dafür einen Vorschuß in Höhe von 50 Gulden erhalten. Durch Erfahrung zur Vorsicht gemahnt, blieb Schmid als Herausgeber pein lich darauf bedacht, weder bei Pustet noch bei den Lesern des „Heimgartens" Ärger zu erregen. Dies wird schon aus seinem Brief an Paul Heyse vom 15. Dezember 1863 ersichtlich: „Verehrtester Freund! Das Programm des Heimgartens hat sich zur Pflicht gemacht, alles zu vermeiden, was nach irgendeiner Seite [...] sittlich oder religiös ver letzen könnte. Diesem gegenüber muß ich besorgen, daß in Deinem ,Weinhüter von Meran einige Dinge Anstoß erregen könnten, wie Du ja selbst befürchtet hast. Es sind dies die Flucht des Kapuziner-Bruders in der Kutte, die Selbst-Trauung, und der Umstand, daß der liebenswürdige Zehnuhrmesser ein feierlich angelobtes Geheim nis bricht. Wären die Dinge beseitigt, dann wäre die Erzählung sehr willkommen und ich gebe dieselbe noch nicht auf, weil sie nach meinem Dafürhalten unbeachtet des Ganzen wegbleiben oder geändert werden könnte. Ich bitte dringend, ja den Gedan ken fern zu halten, als wollte ich mir eine Kritik Deiner Dichtung erlauben - ich rede einzig vom Standpunkte der redaktionellen Zweckmäßigkeit. Von diesem glaube ich, daß die feine Motivierung, die Du in der Selbsttrauung angebracht hast, ihre volle Berechtigung hat, daß sie aber, nachdem doch einmal ein Gewaltschritt gethan wird, nicht beiträgt, das Pärchen höher zu stellen, daß wir ihm zu dem Übrigen auch das noch verzeihen und diese bedenkliche Scheinberuhigung wegfallen kann ohne das Interesse zu beeinträchtigen. Auch die Kutte könnte wegbleiben, Andrä müßte ja ' Siehe dazu: Otto Jungmair: Adalbert Stifters Linzer Jahre. Ein Kalendarium. Schriftenreihe des AdalbertStifter-Institutes des Landes Oberösterreich. Hgb. Dr.phil. Aldemar Schiffkorn. Folge 7. Stiasny-Verlag Graz - Wien 1958. S. 213 und 215. 215
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