OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

verfiel vor Kummer dem Wahnsinn/' Bieners Schicksal hat sowohl Historiker wie Josef Hirn (1898) als auch Dichter und Dramatiker inspiriert. „Am bekanntesten wurde der Roman ,Der Kanzler von Tirol' von Herman Schmid (1862) und das gleich namige Theaterstück von Josef Wenter aus dem Jahr 1925."^'' Das Studium historischer Quellen, die Schmid eifrig benützt hatte, hinderte ihn nicht daran, eigene politische Ideale in seine Bücher einfließen zu lassen und damit geschichtliche Ereignisse mit den Zeitströmungen seines Jahrhunderts in Beziehung zu setzen, so auch im „Kanzler von Tirol", dem das Studium einer Abhandlung des Innsbrucker Professors Dr. Pfaundler zugrunde liegt. Gleiches gilt auch für die bereits genannten Erzählungen und Romane zur Geschichte Bayerns. Aber auch in den volkstümlichen Geschichten hält Herman Schmid mit seinen politischen und religiösen Anschauungen nicht zurück. Von einer aufdämmernden Zeit der Freiheit ist gleich zu Beginn seiner Geschichte aus einem bayerischen Dori„Aufg setzt" die Rede: „...auch hier war das Eis jahrhundertelanger Beschränkungen geborsten und ein belebender Hauch der Freiheit ging durch die Lande. Jauchzend, gleich dem entfliehenden Vogel, schwebte das entfesselte Wort, schwebte der nicht mehr geknechtete Gedanke dahin; ungehindert fanden sich als Genossen zusammen Alle, die gleiche Gesinnung oder gleiche Absicht verband." In „Süden und Norden", einer weiterenDorfgeschichteaus dem Kriegsjahr 1866, bekennt sich Herman Schmid zur Aussöhnung zwischen Bayern und Preußen und zur konfessionellen Toleranz! „Wir glauben all' an einen Gott", äußert die Preußin Alwine, während Günther als Preuße das Übel deutscher Kleinstaaterei beklagt; „Die vielen kleinen Staaten haben von jeher zu nichts Gutem geführt, und das Volk befin det sich am besten, je größer das Land ist, zu dem es gehört." Schmid läßt beide Auffassungen zu Wort kommen, wenn er Toni, das Mädchen aus dem Dorf, im Zuge des Streitgesprächs sagen läßt: „[...] Die Heimat ist wie ein Schatz, für den man sein Leben hergibt, und Jedem kommt sein Schatz als der Schönste vor. Aber einem Anderen muß er deswegen net auf's Herz treten, Herr! Das ist kein richtiger Bue, der sein' Schatz schlecht machen laßt oder gar auslachen." An anderer Stelle liest man: „[...] es ist doch traurig genug, daß es soweit hat kommen müssen, und daß wir Deutsche nun Deutschen als Feinde gegenüberstehen." Für Schmids Humanitätsideal spricht der Satz: „Darum sollen die Menschen miteinander leben und sollen einander leben helfen." Schließlich läßt der Dichter seine innerste Überzeugung zu Wort kommen: „Ob der Süden oder der Norden uns geboren, die Herzen schlagen unter allen Himmelsstrichen denselben Schlag und sagen uns, daß wir Menschen sind, alle verschieden und doch einander so gleich, - Alle so vergänglich, daß jeder stündlich daran denken mag, den Andern als Menschen zu achten und gelten zu lassen, für sich allein und Jeden in seinem Volke." Siehe dazu: Das historische Schloß Büchsenhausen - ein Wahrzeichen Innsbrucks nördlich des Inn. Die wechselvolle Geschichte des alten Innsbrucker Ansitzes. Gez. Esch. (Dr. phil. Elmar Schiffkorn). In: Tiroler Tageszeitung v. 11. Dezember 1984. Zitat aus: Gertrud Pfaundler. Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundes landes Tirol. Innsbruck. 2. Aufl. Nov. 1983, Rum. S. 34. Das Lexikon bringt auf S. 3 70 f. Daten über Herman Schmid. 211

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