OÖ. Heimatblätter 1987, 41. Jahrgang, Heft 3

fürsten für Reich und Kaiser erhalten soll. Es fehlt nicht an heiteren Szenen und komischen Figuren in dieser Geschichte, die nachmals von Neuert und Schmid für die Bühne bearbeitet und im Gärtnerpiatztheater am 23. März 1878 aufgeführt wurde. Eine Erzählung aus der Zeit des Kurfürsten Ferdinand Maria (1651-1679) ist „Das Münchener Kindein", ursprünglich ein Schaustück zur Siebenhundertjahrfeier der Stadt. Auch dieses Werk will die Liebe und Treue der Münchner zu ihrem Landes herrn bekunden. Aber auch die Geschichte Tirols regte Herman Schmid zur dichterischen Gestaltung historischer Ereignisse an. Um den jungen Erzherzog von Österreich, Bischof von Trient und Gurk, dem regierenden Grafen von Tirol, Sigismund Franz, rankt sich die Geschichte „Der Schütz von Pertisau, Bei Eduard Hallerberger erschien 1876 „Der BauernreheU!\l Bände). Der Roman aus der Tiroler Geschichte schildert den Bauernaufstand von 1531 unter Kaiser Ferdinand II. Mit Balthasar Doser, dem Helden des Romans, ist Michael Geißmair gemeint. Der Roman erlebte mehrfache Auflagen, so z. B. noch 1955 und 1965 im Bergland-Verlag. Breit und sich in vielerlei historische Details und freierfundene Nebenhandlungen ergehend, hat Herman Schmid seinen Roman aus Tirols Geschichte „Fried! und Oswald" (3 Bände, Berlin 1866) angelegt. Vorher war der Roman schon in Otto Jankes „Roman-Zeitung'' erschienen. Es ist die reichlich ausgeschmückte Geschichte Herzog Friedrichs mit der leeren Tasche und seines Kampfes mit dem Tiroler Adel und König Sigmund. Es wird das abenteuerliche Leben Friedrichs in der Verbannung und dessen Rückkehr in die wiedereroberten Erblande geschildert. Zu Friedrich gesellt sich der Minnesänger Oswald von Wolkenstein als zweite Hauptgestalt des Romans. Schmid war zu diesem Roman während eines sommerlichen Aufenthalts im Tirolischen angeregt worden. Er hatte dort die einschlägigen Werke Beda Webers und des Innsbrucker Historikers Dr. Alfons Huber kennengelernt. Der geschichtliche Roman „Der Kanzler von Tirol" (4 Bände, 1862) hatte bei seinen zeitgenössischen Kritikern, wie etwa Dr. Hyacinth Holland, nicht jene positive Aufnahme erfahren, die das Werk nachmals fand. Der „Kanzler" erlebte mehrfache Wiederauflagen, zum Teil auch in Neubearbeitungen, wie z.B. 1929 als BerglandBuch im Verlag R. Kiesel, Salzburg (2 Bände). Im Vorwort zu dieser Auflage wird der Roman als Schmids „hervorragendstes Werk, das alle anderen überleben wird", gewürdigt und als „einer der besten historischen Romane, die die deutsche Literatur aufzuweisen hat", dem Leser empfohlen. Zweifelsohne bietet Schmid ein farbig bewegtes Geschichts- und Kulturbild. Das tragische Geschick des Kanzlers Dr. Wil helm Biener (geb. 1590), der auf Grund von Intrigen und Verleumdungen am 17. Juli 1651 in der Feste Rattenberg einem Justizmord zum Opfer fiel, wird von Schmid in fesselnder Weise geschildert. Dabei versteht er es, eine Vielfalt von Charakteren zu zeichnen und in Beziehung zu den historischen Ereignissen zu setzen, ob es nun Bieners Gegner oder die Freunde des Kanzlers sind, die sich mit ihm auf seinem Ansitz Büchsenhausen zu treffen pflegten. Büchsenhausen und Bieners gesamtes Vermögen wurden nach der Hinrichtung des Kanzlers konfisziert. Seine Gemahlin 209

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